Die ersten Frosttage sind da. Die Grüns müssen im gefrorenen Zustand gesperrt werden und dürfen nicht betreten werden, um massive Schäden zu verhindern. Auch nur eine einzelne Fußspur auf einem gefrorenen Grün ist noch monatelang zu sehen.
Deswegen stellt das Greenkeeping rechtzeitig vor Frosttagen die Fahnen in die Wintercups, um Schäden an den empfindlichen Grüns zu verhindern.
Gräser wachsen im Winter nicht. Schadstellen bleiben allen Nutzern des Platzes erhalten, bis die Schadstellen im April oder Mai dann endlich zuwachsen.
Im Schnitt hatten wir bei bestem Golfwetter im November jeden Tag hundert Mitglieder auf der Anlage. Darüber freuen wir uns sehr! Auch über das vielfältige Lob über den tollen Zustand des Platzes. Aber jetzt kommen wir zurück zur Geschichte mit den Schadstellen.
Nehmen wir nur mal an, jedes dieser hundert Mitglied haut auf der Runde 2 Divots heraus. Macht wie viele Divots pro Tag? In der Woche? Divots, die bis Mai nicht zuwachsen?
Vermeiden Sie bitte Divots! Nutzen Sie bei allen Schlägen ein Tee! Sie treffen den Ball einfacher und sauberer! Ball aufnehmen, säubern und dann auf ein Tee stellen – das ist nicht schwer, macht das Spielen leichter und schont den Platz.
Es gibt übrigens keine Ausrede, denn sogar für gefrorenen Boden gibt es spezielle Wintertees!
Und denken Sie bitte immer daran; es ist Ihr Platz! Schonen Sie ihn. Lassen Sie ihn besser zurück, als Sie ihn vorgefunden haben.
Wer jetzt um die Ecke kommt und sagt, das mit dem Aufteen, das ginge ja gar nicht, da könne man ja nicht vorgabenwirksam spielen, der irrt nachhaltig. Aber das ist ein anderes Thema und hier geht es ja um Greenkeeping.
Gehölzschnitt
Ab November ist Friseurzeit für unsere Gehölze. Sie müssen gestutzt werden. Das alles sieht nach dem Schnitt, der notwendigen Gehölzpflege, sehr kahl aus, aber im nächsten Jahr wächst alles wieder nach. Sogar diese Gruppe am Abschlag von Loch 2 wird bald wieder dicht sein. Versprochen!
Beim Kürzen kommt einiges runter! Der ganze Baumschnitt wird gehäckselt und als Mulch in den Anpflanzungen verwendet.
Vor allem die Weiden müssen regelmäßig deutlich gekürzt, auf den Stock gesetzt werden. Passiert das nicht, brechen sie auseinander. Das wäre nicht gut für den Baum, aber auch aus Gründen der Verkehrssicherheit gar nicht gut.
Vor Baumbruch, dem plötzlichen Abbrechen von Ästen ohne vorhergehende Böen, ist man nach drei Dürrejahren ohnehin nicht sicher, trotz aller Kontrollen und trotz regelmäßigem Einkürzen. Die großen Trauerweiden an den Brücken und auf Loch 7 werden zum Beispiel regelmäßig drastisch gekürzt. Dennoch knickte diesen Sommer ein riesiger Ast von der Trauerweide an der Brücke zu Loch 3 ab.
Jetzt schaut die Weide etwas anders aus…aber auch sie wird wieder heftig ausschlagen! Wer zweifelt, kann sich die Trauerweiden an der anderen Angelbrücke anschauen, die vor einem Jahr eingekürzt wurden.
Andere Bäume müssen gestutzt werden, weil sie sonst Schaden anrichten. So verursacht der einzelne Ahorn zwischen Loch 10 und 12 einfach zu viel Schatten auf Grün 12, weil er zu nah am Grün gepflanzt wurde. Der Schatten lässt das Grün kümmern, die Krankheitsanfälligkeit der Gräser auf dem Grün wächst enorm – regelmäßiges Kürzen des Ahorns ist das Einzige was bei diesem extrem ausschlagfähigen Edellaubbaum hilft. Man könnte den Ahorn auch fällen – aber es wäre zu schade um den Baum.
Einzelne Bäume müssen bei der Gehölzpflege gefällt werden, weil sie durch eine falsche Standortwahl und den Wassermangel in Folge der dreijährigen Dürre verdorrten, so wie die Erle im Dogleg von Loch 1.
Jetzt steht dort im Dogleg nur noch die große Kastanie. Und die hat noch ein paar Jahre vor sich, bis sie gekürzt werden muss, weil sie dann viel zu groß geworden ist und zu viele Spiellinien zum Grün versperrt.
Bis dahin muss man sich, seine eigene Leistungsfähigkeit und die Schwierigkeit der Bahn richtig einschätzen. Bleibe ich mit meinem Abschlag vor der Kastanie und spiele das Grün schräg an oder komme ich hinter die Kastanie und kann das Grün gerade anspielen? Wer aber den Abschlag weit nach rechts slict, sollte nach einem Kastanien-Treffer nicht die Kastanie für die folgenden Probleme verantwortlich machen. Sondern die eigene schlechte Technik oder das schlechte eigene Course Management. (Wieso wird versucht, aus einer solchen Lage das Grün direkt anzuspielen?).
Zudem ist die Kastanie meist gar nicht das Problem: der Graben, die Kleine Angel frisst die Bälle, nicht die Kastanie.
Und damit wären wir schon beim großen Thema Standort von Bäumen.
Wer diesen Blog häufiger liest, kennt den Spruch eines bekannten Großmeisters der Golf-Architektur schon: Bäume haben auf Golfplätzen nichts verloren.
Spangemacher und Partner, die Architekten unseres Platzes, waren anderer Meinung. Genau wie Bernhard von Limburger setzten sie Bäume als strategisches Mittel ein. Die offensichtlichsten Beispiele gefällig? Der Einzelbaum links auf der 12, die Buschgruppe rechts auf der 9.
Auf einem Platz mit Bäumen ist Gehölzpflege absolut notwendig und wird mit stetig größer werdenden Bäumen in den nächsten Jahren immer notwendiger, um die Spielbarkeit des Platzes zu erhalten oder wiederzugewinnen und auch, um die Gehölze gesund zu erhalten.
Bei der ursprünglichen Bepflanzung war das verständliche Bestreben, alles möglichst schnell dicht und grün zu bekommen. Also wurde an den Rändern der Löcher in einem sehr dichten Raster gepflanzt, die Bäume standen viel zu dicht beieinander. Das Resultat ist bei dieser Eiche deutlich zu sehen. Ein zu dicht gepflanzter Konkurrenzbaum hinderte die Eiche an der Ausbildung einer harmonischen Krone. Inzwischen ist der Konkurrenzbaum zwar gefällt, aber die schräge, unharmonische Krone der Eiche bleibt.
Es geht aber nicht nur um diese Eiche. Generell kann gesagt werden: notwendige Gehölzpflege, die eigentlich notwendige rechtzeitige Ausdünnung der Anpflanzungen unterblieb in den ersten Jahrzehnten. Auch im Eschenbestand zwischen Loch 9 und 10 wurde lange nicht zugelassen, nach dem Kronenschluss den Bestand auszudünnen, also einzelne Bäume zu entnehmen. Das zwangsweise Ausdünnen wurde dann durch das Falsche Weiße Stängelbecherchen (Hymenoscyphus fraxineus) veranlasst, einen zugewanderten Pilz, der das Eschentriebsterben verursachte und das Fällen von sehr vielen kranken Eschen notwendig machte. Das Fehlen dieser Eschen fällt niemanden auf, so dicht ist der Bestand immer noch.
Grüns
Die Grüns wurden in der dritten Novemberwoche vertidrainiert. Mit Vollspoons, man kann auch lange Meißel dazu sagen, wurden tiefe Löcher in die Güns gestochen. Zur besseren Tiefenbelüftung und Auflockerung der durch die Nutzung verdichteten Erde war diese Maßnahme notwendig. Es wurde nicht nachgesandet, die Löcher sollen offenbleiben. In der Zwischenzeit sind die meisten der Löcher schon nicht mehr zu sehen.
Die Witterung Ende November bot dem Schneeschimmel geradezu ideale Bedingungen für den Befall der Grüns. Zuerst waren nur einige Grüns betroffen, aber der Pilz breitete sich recht schnell auf die meisten anderen Grüns aus. Die aufgebrachten Pflanzenschutzmittel wirkten nicht und der Einsatz des letzten verbleibenden Mittels war tagelang nicht möglich, da dauernde Winde das Versprühen des Mittels verhinderten. In der Zwischenzeit wurde der Pilz zum Stillstand gebracht – es gab genügend windstille Tage.
Die Grüns werden nun mit vielen verschiedenen Mitteln weiter auf den Winter vorbereitet.
Warum und wie machen wir das? Es soll wie jedes Jahr im GCB weiter auf Sommergrüns gespielt werden können. Die Belastung der Gräser ist dabei enorm: die Gräser werden die ganze Zeit mit Füßen getreten und können auf Grund der niedrigen Temperaturen nicht wachsen, sich nicht regenerieren.
Stärkungsmittel wie spezielle Winterdüngungen, sanfte Pflege, alles was dem Head Greenkeeper an Maßnahmen zur Verfügung steht, wird eingesetzt. Zusätzlich lassen wir die Grüns ein wenig höher stehen, um den Gräsern mehr Blattfläche für eine verbesserte Widerstandsfähigkeit zu geben. Und wenn niemand auf den gefrorenen Grüns herumtrampelt, sollten wir früh im Jahr 2021 wieder unsere tollen Grüns haben.
Bleiben Sie gesund, schöne Winter-Golfrunden!
Text und Fotos
JSt 01.12.2020