Was aus dem drohenden totalen Verbot von Pflanzenschutzmitteln geworden ist, sollte diesmal eigentlich das zentrale Thema sein. Aber dann machte das Wetter ein anderes Thema wichtiger: unser Platz musste geschlossen werden.
Ein Rundgang über den Platz war in den letzten Wochen ein Staksen durch eine Westfälische Seenplatte oder ein reiner Matschmarsch. Platz öffnen? Nicht bei diesem Wetter!
Hochwasser auf dem Gelände des GCB, einem ausgewiesenen Überschwemmungsgebiet, ist ja eigentlich kein Problem. Das wissen alle Mitglieder. Hochwasser kommt und geht. Nix Besonderes. Zwei, drei Tage später ist der Platz wieder auf.
Ein Stausee der Alten Angel vor der Einmündung in die Angel löst sich schnell wieder auf und aus der Alten Angel wird wieder die Kleine Angel.
Aber in den letzten Wochen war es anders. Schier endlose Regenfälle im Oktober und November, dann zwei Hochwasser innerhalb der letzten zwei Novemberwochen und
Schneefälle im Dezember machen eine Öffnung bislang unmöglich.
Der Boden kann weitere Regenfälle einfach nicht mehr aufnehmen, große Pfützen bilden sich. Und wo denn mal keine Pfütze ist, ist Schnee oder Matsch. Vor allem Matsch!
Selbst das Greenkeeping, das jeden einigermaßen begehbaren Flecken auf dem Platz kennt, beschränkt sich auf Arbeiten in Clubhausnähe, um weitere Schäden durch Maschinen im Matsch zu vermeiden.
Öffnung des Platzes
Wann der Platz wieder geöffnet werden kann? Das Hochwasser musste zuerst abfließen. Jetzt muss der Oberboden abtrocknen. Mit Regen und Schnee fast jeden Tag klappt das aber nicht. Mehrere Tage ohne Regen oder Schnee, am besten mit recht viel Wind – dann kann es was werden mit einer Öffnung des Platzes. Nur der Blick auf die Wetterprognose bis Mitte Dezember lässt nicht allzu viel Hoffnung aufkommen. Da ist einfach zu viel Niederschlag vorhergesagt.
Was macht eigentlich das Greenkeeping im Winter?
Oder bei einer wetterbedingten Schließung des Platzes?
Natürlich werden in dieser Zeit eventuelle Überstunden abgebaut, aber grundsätzlich ist das Team an Bord, um den Platz und die Maschinen auf Vordermann zu bringen.
Die Revision der Maschinen ist schon in vollem Gang, um den reibungslosen Einsatz aller Maschinen für die nächste Saison sicherzustellen.
Bis zur Weihnachtspause wird an der Halfway-Hütte weitergebaut und geschaut, was an Maschineneinsatz auf dem Platz möglich ist. Es muss noch einiges an Laub weggeblasen werden und dann eventuell mit den ersten Baumschnittarbeiten begonnen werden. Nach der Weihnachtspause wird der Holzschnitt – am besten bei gefrorenem Boden – forciert. Je nach Witterung folgen dann Aerifizierung der Grüns und Reparatur der Wege. Die Bunker werden überprüft, wenn nötig neu drainiert oder die Sandauflagen optimiert.
Halfway-Hütte
Die Halfway-Hütte ist im Rohbau fertig. Die Pflasterarbeiten im Umfeld der Hütte laufen. Weitere Arbeiten, wie Blitzschutz, Elektro- und Sanitärinstallation stehen noch aus. Die abschließenden Erdarbeiten werden witterungsbedingt erst 2024 erledigt werden können.
Verbot der Pflanzenschutzmittel vorerst vom Tisch
Es schien längere Zeit eine durchaus reale Möglichkeit, dass alle Golfclubs in Europa zwangsweise ganz auf Pflanzenschutzmittel (PSM) hätten verzichten müssen. Denn 2022 wurde von der EU-Kommission ein Vorschlag für eine „Verordnung über die nachhaltige Anwendung von Pflanzenschutzmitteln“ vorgelegt, mit dem Ziel einer Reduktion des Einsatzes von Pflanzenschutzmitteln um 50 Prozent bis zum Jahr 2030. Der Entwurf enthielt ein vollständiges und zeitnahes Anwendungsverbot von Pflanzenschutzmitteln auf Golfanlagen.
Am 22. November 2023 fand allerdings im Europäischen Parlament die Abstimmung über den Entwurf statt, die mit einer Ablehnung des Vorschlags endete. Ein Antrag auf eine erneute Überarbeitung fand ebenfalls keine Mehrheit.
Die Drohung, kurzfristig auf Pflanzenschutzmittel verzichten zu müssen, scheint nun vom Tisch zu sein.
Im GC Brückhausen wird seit vielen Jahren ein Platzpflegeprogramm gefahren, dass mit vergleichsweise geringen Mengen von Pflanzenschutzmitteln (PSM) auskommt. Die Gold-Auszeichnung bei Golf& Natur in der Rekordzeit von weniger als zwei Jahren kam ja nicht von ungefähr.
Das heißt für uns im ersten Schritt, wir können weiterhin eine drohende Beschädigung der Grüns durch Pilzbefall mit dem kontrollierten und reduzierten Einsatz von PSM vermeiden.
Hört sich zuerst einmal gut an.
Die unheimlich gestiegenen Preise für PSM, eingeschränkte Anwendungen, drohende Resistenzen gegen die wenigen vorhandenen Mittel – da wird die Freude schon getrübt.
Zudem hat das Greenkeeping momentan ganz andere Sorgen, denn jetzt ist natürlich die Zeit der großen Schneeschimmelattacke. Kalt, feucht – das lieben die Sporen des Schneeschimmels. Da kann sich Schneeschimmel explosionsartig auf den Grüns ausbreiten.
Es wurde im GCB zwar vorgesorgt, aber diese Vorsorge ist jetzt auch schon wieder ein paar Tage her und die Vorsorge müsste erneuert werden. Dafür muss ein Trecker mit Sprühtank die Grüns erreichen können. Momentan schwierig – wg. Wasser und Matsch. Dann muss es beim Ausbringen recht windstill sein und in den Tagen danach sollte es nicht regnen. Alles noch schwieriger momentan.
Wenn wegen des Wetters nichts zur Bekämpfung des Pilzbefalls ausgebracht werden kann, können wir nur hoffen, dass unsere Grüns auch ohne weitere Unterstützung weiterhin widerstandsfähig gegen die Pilzattacken sind und gesund bleiben.
Bei der Auswahl der Gräser, die seit 2022 auf den Grüns nachgesät werden, wurde noch genauer als früher auf die genetisch bedingte Widerstandsfähigkeit der Sorten gegen Pilzbefall geachtet. Mal schaun, dann sehn wir, ob da was dran ist an der Genetik.
Blumenschmuck im GCB
Das ganze Jahr über erfreut der Blumenschmuck schon das Herz der Mitglieder.
Die Blütenpracht der Petunien im Sommer überall am Clubhaus ist zwar vergangen, die Winterbepflanzung, die Leonie Künnemeyer ausgesucht hat, kann sich aber auch sehen lassen.
GolfBiodivers
Das Langzeitprojekt GolfBiodivers zur ökologischen Aufwertung von Golfanlagen geht weiter. Der GCB ist einer der 16 ausgewählten Clubs der ersten Stunde in diesem Vorhaben, das vom Bundesamt für Naturschutz (BfN) finanziert wird.
Dieses Projekt, das systematisches Wissen zur Biodiversität auf Golfanlagen in Deutschland erarbeitet und die biologische Vielfalt auf möglichst vielen Anlagen vergrößern soll, ist in der Winterpause. Oder vielmehr der Schlechtwetterpause seit September…
Das mehrstufige Vorgehen war komplett geplant – die ersten Maßnahmen abgeschlossen! Landschaftsanalyse und Bestandsaufnahme waren erledigt, die aufzuwertenden Mähwiesen und neu anzulegenden Blühsäume in den letzten Vorgesprächen mit der Universität Münster, die den GCB bei dieser Aktion betreut, festgelegt.
Dann kam eine Pause. Was fehlte? Zuerst das Saatgut, dann das geeignete Wetter, um die Vorbereitung und die Einsaat der Flächen durchführen zu können. Mehrere Bereiche im Rough und im Bereich der Alten Gräfte sowie entlang einiger Buschreihen waren seit September mit den nötigen Maschinen schlicht nicht mehr zu erreichen oder zu bearbeiten. Jetzt werden die Flächen im Frühjahr eingesät. Einige Arten brauchen aber einen vorhergehenden Winter, um zu keimen. Also wird es die volle Blütenpracht erst 2025 geben.
Text und Fotos JSt 05.12.2023