Unübersehbar im Juni und Juli schon auf der Fahrt zum Golfplatz: an jedem Straßenrand blüht es gelb. Jakobskreuzkraut! Schöne gelbe Farbe, eine Attraktion für Insekten, aber leider giftig.
Das Jakobskreuzkraut ist bei seiner rasanten Ausbreitung nicht am Rand des Platzes stehen geblieben, sondern hat auch viele der extensiv gepflegten Flächen des GCB besiedelt – das Hardrough, die Ränder vieler Penalty Areas und vor allem sehr stark neben Loch 14 die Ausgleichsfläche zwischen Platz und Naturschutzgebiet.
Alle extensiv gepflegten Flächen des Platzes konnten durch die Ausbreitung des giftigen Krauts schon nicht mehr, wie in der Vergangenheit üblich, kostengünstig von einem Landwirt gemäht und zur Heugewinnung genutzt werden. In diesem Jahr mussten beim fälligen Roughschnitt alle Flächen aufwändig durch das Greenkeeping gemäht werden.
Das war der Zeitpunkt für einen Hilferuf an Marc Biber, den zuständigen Abteilungsleiter im Deutschen Golf Verband (DGV) und der schickte Beate Licht, die langjährige Vorsitzende des DGV-Arbeitskreises für integrierten Pflanzenschutz und freiberufliche Beraterin im Bereich nachhaltige Golfplatzpflege. Frau Licht hatte uns schon in der Vergangenheit bei der Bekämpfung der Engerlinge von Mai- und Junikäfern beraten.
Die große Frage war, ob und wie diese Pflanze auf einem Golfplatz bekämpft werden kann, bekämpft werden muss.
Frau Licht lobte unser Vorgehen, denn der gesamte Bestand an blühendem Jakobskreuzkraut war in einem ersten Schritt durch das Mulchen des Roughs schon zum richtigen Zeitpunkt bekämpft worden.
Steckbrief Jakobkreuzkraut (Senecio jacobaea)
Jakobskreuzkraut, auch Jakobsgreiskraut genannt, ist eine heimische Pflanze, die sich in den letzten Jahren stark ausgebreitet hat. Kein Wunder, denn pro Pflanze werden pro Exemplar bis zu 100.000 flugfähige Samen gebildet, die im Boden fast 30 Jahre ihre Keimfähigkeit behalten. Besonders gerne breitet sich die auffällig gelb blühende Pflanze auf Brachen, Straßenrändern, Bahndämmen, Böschungen oder extensiv genutzten Grünlandflächen aus. Und davon hat jeder Golfclub reichlich – das Rough. Bevorzugt besiedelt werden vom Jakobskreuzkraut humose, sandige Lehm- und Tonböden. Und Brückhausen hat reichlich viel Lehmboden…
Giftigkeit
Zu einem großen Problem wird das giftige Jakobskreuzkraut in der Landwirtschaft durch seinen Gehalt an Alkaloiden. Pferde und Rinder meiden zwar das Kraut im frischen Zustand wegen seines bitteren Geschmacks, im getrockneten Zustand verliert sich der bittere Geschmack jedoch und das giftige Kraut wird als ‚normales’ Heu von den Tieren gefressen. Bei Pferden und Rindern führt schon die Aufnahme von kleinen Mengen zu schwerwiegenden Problemen bis hin zur Lebervergiftung und dem Tod.
Für den Menschen ist das giftige Kraut als Lebensmittel ein kaum bekanntes Problem, aber Berührungen können beim Menschen zu allergischen Reaktionen führen.
Für Insekten ist das Kraut ein attraktiver Pollenspender.
Bekämpfung
Bekämpft werden muss das Kraut – ungeachtet der Attraktivität für Insekten. Allergische Reaktionen bei der Berührung durch Menschen, der übergroße Wuchs der Pflanze, der das Rough zu einem Dickicht werden lässt, die entstehenden hohen Kosten durch die Ausbreitung sind die Faktoren, die für einen Golfclub zählen.
Bekämpft werden darf das Jakobskreuzkraut auch im GCB – unsere Teilnahme am bundesweiten Programm GolfBiodivers zur Steigerung der biologischen Vielfalt steht dem nicht im Wege.
Der erste völlig richtige Schritt in der Bekämpfung war die Mahd des Rough und der anderen befallenen Bereiche mit der Motorsense.
Eine effektive biologische Bekämpfung durch natürliche Feinde – wie z.B. durch die Maden des Blutbären-Falters (Tyria jacobaeae L.) – ist keine zielführende Maßnahme für die umgrenzte Fläche eines Golfclubs. Da müsste in einem größeren Areal wie in einer Gemeinde oder einem Kreis gemeinsam vorgegangen werden.
Eine chemische Bekämpfung steht auf Golfanlagen nicht zur Verfügung. Zwar gibt es ein wirksames Herbizid gegen das Jakobskreuzkraut, aber das Mittel darf nicht auf Golfplätzen angewendet werden. Zum anderen verhindert die Nähe zu Gewässern grundsätzlich den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln.
Bleiben also nur mechanische Maßnahmen, um die Pflanze zu bekämpfen, die weitere Ausbreitung der Samen zu verhindern.
Bei einem Auftreten von Einzelpflanzen ist die Bekämpfung durch Ausreißen oder Ausstechen die sicherste und wirksamste Methode. In jedem Fall sollten dabei Handschuhe getragen werden und die Pflanzen entweder über den Restmüll entsorgt oder besser noch verbrannt werden.
Bei flächenhaftem Auftreten wie im GCB und im Umland ist ein Ausstechen nicht mehr möglich, da muss ein Mähen oder Mulchen der Flächen bei der Blüte stattfinden.
In der Regel ist eine zweimalige Durchführung der Mahd in einem Jahr ausreichend. In zwei bis vier Jahren sollte so die Ausbreitung des Krauts eingedämmt sein- wenn nicht weiterer Samen aus Nachbarflächen eingetragen wird.
Die günstigste Mähvariante ist das Mulchen. Optimal wäre eine Entsorgung des Materials in einer Biogasanlage. Ob das für den GCB darstellbar ist, muss abgewartet werden.
Die Mahd sollte früh genug erfolgen, um ein Samen zu verhindern, zum anderen aber auch nicht zu zeitig, damit die Pflanze durch die Blütenbildung schon geschwächt ist und nicht mehr genug Vitalität zur schnellen Neubildung besitzt.
Die Genehmigung für die Golfanlage des GC Brückhausen erlaubt nur maximal zweimaliges Mähen der Roughflächen. Mit diesen zwei erlaubten Schnitten zu den im GCB üblichen Terminen kann und muss eine Eindämmung oder Bekämpfung des Krauts möglich sein. Eine Sondergenehmigung zu einer höheren Schnittfrequenz oder für den Einsatz eines Herbizids zu erlangen, ist – so Frau Licht – nicht möglich.
Wir bedanken uns beim Deutschen Golf Verband und vor allem bei Frau Licht für die Unterstützung.
Text: JSt
Fotos: B. Licht und J. Stiegler