In manchen Monaten passiert im Greenkeeping so viel, dass es fast unmöglich ist, die Mitglieder vollständig zu informieren. Der April 2020 ist so ein Monat! Versuchen wir es trotzdem…
COVID-19 und das Greenkeeping-Team
In COVID-19 Zeiten das Allerwichtigste zuerst: bislang ist niemand im Team durch das Corona-Virus erkrankt. Hoffen wir, dass dies so bleibt!
Allerdings fallen seit Wochen Mitarbeiter aus anderen Gründen aus. Effektiv besteht das Team nur aus vier Mitarbeitern. Kurzarbeit war für das Greenkeeping des GCB kein Thema, denn Arbeit für die Kerntruppe gab es genug.
COVID19 bedingte Platzsperre
Seit dem 17.03.2020 ist unser Platz auf Grund behördlicher Auflagen gesperrt – so wie alle Golfanlagen in NRW.
Allen Mitgliedern sei gesagt: Sie verpassen wirklich was! Der Platz ist in einem sagenhaften Zustand durch den Winter gekommen. Die Grüns sind total gesund und kräftig in die Wachstumsphase gegangen, Aerifizieren und Vertikutieren haben die Grüns noch besser gemacht und der fehlende Stress für die Gräser durch das Ausbleiben des Spielbetriebs tut sein Übriges.
Die inzwischen vierwöchige Sperre hat den Grüns richtig gut getan, allerdings auch wesentliche Veränderungen für die Arbeit mit sich gebracht. Pflegemaßnahmen brauchen keine Rücksicht auf den Spielbetrieb zu nehmen und Maßnahmen können gestreckt werden oder entfallen.
Ein paar Beispiele:
Bunker werden normalerweise dreimal in der Woche bearbeitet. Dauer jeweils rund drei Stunden, macht 9 Stunden in der Woche, mehr als ein Arbeitstag. In Zeiten der Platzsperre reduziert sich der Arbeitsaufwand, da werden die Bunker höchstens noch einmal in der Woche gemacht. Wartet man viel länger mit der Bunkerpflege, macht sich das Unkraut breit, die Wiederherstellung der Bunker wird zu aufwändig.
Auch die Mäharbeiten werden durch die Platzsperre beeinflusst. So können die Mäharbeiten auf den Grüns auch tagsüber stattfinden, wenn die Gräser bereits getrocknet sind. Mit solchem Trockenschnitt ist die Schnittqualität deutlich besser (was jeder private Rasenbesitzer nachvollziehen kann – wer schneidet im privaten Garten nassen Rasen?).
Manche Arbeiten entfallen während der momentanen Platzsperre aber auch komplett: Bälle müssen auf der gesperrten Driving Range nicht aufgesammelt, gewaschen und wieder in den Automaten gefüllt werden.
Die große Dürre – im dritten Jahr in Folge?
Im Februar sind wir im wahrsten Sinne des Wortes noch abgesoffen, der Platz musste gesperrt werden, so viel Regen gab es.
In den letzten 5 Wochen sind dann allerdings nur noch 1,5 mm Regen gefallen. Kein Regen und fast die ganze Zeit recht starker Wind – eine Dürre ist die Folge. Kommt das dritte Dürrejahr in Folge?
Deutlich zu sehen ist die Dürre auf dem Platz noch nicht, weil die Teiche noch recht gut gefüllt sind und sogar die kleine Angel noch Wasser führt. Aber natürlich sieht man die Regner, die bereits jetzt im April versuchen, Dürreschäden zu vermeiden.
Den Gräsern im Rough ist es bereits deutlich zu trocken – da wächst nicht all zu viel.
Überall auf dem Platz sind massive Hitzerisse im Boden, die Drainageschlitze ziehen sich bereits wieder leicht zusammen, sacken ein und das Gras auf den Drainageschlitzen vergilbt.
Wasserversorgung
Die Beregnungsanlage arbeitet jede Nacht, um die Grüns mit Wasser zu versorgen.
Zusätzlich – und das ist die Lehre aus den letzten beiden Dürrejahren 2018 und 2019 – beregnen drei große mobile Standregner Grüns und vor allem auch die Vorgrüns während des Tages. Denn selbst wenn die fest installierten Grünsregner für zusätzliche Beregnungsschichten während des Tages eingeschaltet würden, bekämen die Vorgrüns nicht genügend Wasser.
Wir beschaffen gerade weitere Standregner, um nach der Öffnung des Platzes mehr Bahnen gleichzeitig zusätzlich beregnen zu können und die Störung des Spielbetriebs tagsüber möglichst gering zu halten. Die dafür benötigten Druckleitungen zur Wasserversorgung wurden bereits komplett verlegt.
Mit Sorgenfalten auf der Stirn betrachtet Head Greenkeeper Stefan Markfort allerdings seine beiden einzigen Waffen gegen Wassermangel auf den Fairways, denn die zwei italienischen Mobilregner sind rund 20 Jahre alt und durch den Dauereinsatz in den beiden letzten Dürrejahren arg in Mitleidenschaft gezogen. Die Ersatzteilbesorgung aus Italien war schon vor Corona ein Problem… Neue Regner stehen daher auf der Wunschliste des Head Greenkeepers – aber die Mindereinnahmen durch die Platzsperre müssen auch im Greenkeeping ausgeglichen werden.
In diesen Wochen wurde auch die Außentoilette auf der Bahn 6 an die Wasserversorgung angeschlossen. Die bislang nötige aufwändige Versorgung der Toilette mit einem Wassertank entfällt zukünftig.
Drainagen und Wegebau
Bau von Drainagen und Wegebau waren beide eigentlich weit vorne auf der To do –Liste des Greenkeepings für 2020. Im Februar war der Platz wochenlang wegen übergroßer Nässe gesperrt, Bauarbeiten waren daher nicht möglich. Die Durchführung aller Bauarbeiten musste nach der Wiedereröffnung dann auf Grund des Ausfalls von Mitarbeitern und der behördlich verordneten Platzsperre noch mehr geändert werden. Arbeiten im Umfeld der Grünbunker, die für den Sommer geplant waren, wurden in die Zeit der Platzsperre vorgezogen, weil diese Arbeiten während des Spielbetriebs problematischer gewesen wären. Der Bau von Drainagen und Wegen findet hingegen an Stellen statt, die nur geringe bis gar keine Beeinträchtigung des Spielbetriebs erwarten lassen und wurde daher zeitlich nach hinten geschoben.
Eigentlich war beim Drainagenbau nur die Sicherung der Drainage des Distanzbunkers auf der 9 vorgesehen. Beim routinemäßigen Spülen der Drainagen durch einen externen Dienstleister wurde allerdings auf der Bahn 15 festgestellt, dass dort eine unserer wesentlichen Drainagen verstopft ist. Daher wird auf der 15 im Zuge des Neubaus der Drainage des Distanzbunkers der Bahn 9 nun eine größere Drainagestrecke aufgenommen werden müssen. Beeinträchtigungen des Spielbetriebs sollten dennoch gering bleiben.
Der Wegebau wird begonnen, wenn die Arbeiten an den Bunkern und Drainagen beendet sind.
Bunker und Vorgrüns
Priorität wurde in den letzten Wochen Maßnahmen im Bereich der Bunker gegeben, die 2019 bereits angefangen wurden – Optimierung des Platzes und Beseitigung der Schäden durch jahrzehntelange Nutzung.
Seit Jahrzehnten wurde mit unzähligen Schlagen Sand aus den Grünbunkern auf die Vorgrüns geschaufelt. Im letzten Jahr wurden auf den ersten Bahnen die so entstandenen, zum Teil mehr als 50 cm hohen Sandhügel auf den Vorgrüns abgetragen.
Dieses Jahr wurde die Abwesenheit von Golferinnen und Golfern benutzt, um weitere Bunker und Vorgrüns zu bearbeiten. Gleichzeitig wurden bei diesen Arbeiten notwendige Optimierungsmaßnahmen durchgeführt. Mit solchen Optimierungen wurde 2014 bereits angefangen.
Wenn der Spielbetrieb wieder aufgenommen werden darf, sollten die meisten der bearbeiteten Bereiche wieder weitgehend problemlos bespielbar sein.
Bahn 4
Im Vorgrün der Bahn 4 wurde der entstandene Sandhügel hinter dem Grünbunker abgetragen und die Bunkerkante wieder auf die ursprüngliche Höhe gebracht. Der Hügel vor dem Bunker, der auf keinem Architektenplan stand und schon immer den Blick auf wesentliche Teile des Bunkers versperrte, wurde im Zuge dieser Arbeiten am Bunker abgetragen.
Ein großer Teil der bearbeiteten Fläche wurde mit Rollrasen belegt, der Bereich vor dem Bunker aus Kostengründen eingesät.
Der Bunker ist jetzt beim Anspiel auf das Grün vollständig zu sehen. Der Distanzbunker auf der rechten Seite vor dem Teich und der Grünbunker links drohen jetzt gleichermaßen!
Bahn 11
Auf der Bahn 11 wurde der Sandauftrag im Vorgrün ebenfalls entfernt und die tiefer gelegte Fläche mit Rollrasen neu belegt.
Wie bei allen Arbeiten an den Bunkern wird auch hier gleich die Drainage erneuert.
Bahn 8
Der Topfbunker an Bahn 8 entwickelte sich über die Jahre zum immer größeren Problem für das Greenkeeping. Die ursprüngliche, recht unglückliche Modellierung des Bunkerumfeldes und der zusätzliche Sandauftrag durch Bunkerschläge in den Jahrzehnten der Nutzung machten die Pflege immer schwieriger. Um die Pflege zu erleichtern, wurde das Bunkerumfeld deutlich abgeflacht.
Die grundsätzliche Gestaltung des Topfbunkers – über die sicherlich nachgedacht werden kann – wurde bei den Umbauten beibehalten. Nach der Verlegung des Rollrasens sieht man auf dem Foto vom umgebauten Topfbunker zwar vor allem die Wasserkaskaden des Rasensprengers, von dem hässlichen Hügel allerdings gar nichts mehr und deutlich mehr vom Grün als je zuvor.
Durch die Abflachung der Bunkerböschung sollte das Spielen aus dem Topfbunker auch leichter werden.
Bahn 14
Seit vielen Jahren war ein Hügel auf der Bahn 14 weit links vom Grün in Richtung der Ausgrenze optisch und pflegerisch eine echte Problemzone. Hier waren beim Bau kostengünstig restliche Erdmassen zu einem Hügel zusammengeschoben worden.
Andere Bereiche des Platzes waren bei Umbauten und Änderungen bislang allerdings deutlich vorrangiger als dieser Hügel, der weit außerhalb des Zielbereichs lag. Im Zuge der umfangreichen Arbeiten an den Rändern des riesigen Grünbunkers der 14 wurde der Hügel aber nun doch abgetragen und der Bereich neu eingesät.
Shaping der Umbauten
Alle Umbauten an den Bunkern wurden durch das Greenkeeping des GCB erledigt. Andere Clubs müssen für solche diffizilen Arbeiten, das sogenannte Shaping, teure externe Spezialisten – meist aus England oder Schottland – einfliegen lassen.
Im GCB geht das anders! Hier werden Shapingarbeiten von einem internen Dreamteam erledigt. Timo Sand, unser Stellvertretender Head Greenkeeper, macht mit dem Bagger das Shaping, Martin Garnschröder mit der Handschaufel das verbleibende Feintuning. Gemeinsam wird dann der Rest erledigt: Rollrasen so penibel wie Teppich im heimischen Wohnzimmer verlegen, Einsähen…alles wirklich vom Feinsten! Toll!
Insektenwiesen Unser Rough, also der nur extensiv genutzte Bereich des Platzes, bietet das ganz Jahr über Insekten reichlich Nahrung, wie auf dem Foto zu sehen.
Zur Erweiterung des Nahrungsangebots für Insekten bieten wir zusätzliche Flächen als Blumenwiesen an. Die große Wiese zwischen den Bahnen 14 und 15 wurde jetzt neu mit Wildkräutern eingesät.
Zusätzlich wurde der langestreckte Hügel zwischen den Bahnen 7 und 8 mit Sonnenblumen eingesät.
Bahn 5
Und wenn man glaubt, es sei alles im Lot, dann kommt ein einzelnes Wildschwein.
Zuerst paradiert nachts ein mittelgroßes Wildschwein noch mal schnell an der Wildkamera des Jagdpächters vorbei und lässt sich fotografieren, dann wird der 2014 neu angelegte Herrenabschlag der Bahn 5 intensiv auf Nahrung untersucht. Folge der schweinischen Nahrungssuche für den Club: eine Riesensauerei, der Abschlag muss fast komplett erneuert werden.
Andere Folge- allerdings hoffentlich eher in Richtung Wildschwein: ein mobiler Hochsitz steht seit Kurzem hinter dem Grün der 4.
Waidmannsheil und unsere guten Wünsche für den baldigen Abschuss!
Fotos und Text; JSt 20.04.2020