Der abgelaufene April war zwar bereits schön sonnig, aber viel zu kalt und vor allen extrem trocken. Niederschläge wie im März? Fehlanzeige! Traumwetter für Greenkeeper sieht anders aus. Für das Golfspielen sind diese Bedingungen allerdings traumhaft: trockene, harte und schnelle Fairways und Grüns. Wirklich ein Gedicht!
Die harten Fairways haben allerdings einen neuen Gegner bekommen: ein Verti-Drain 7516 mit 40cm langen Meißeln.
In den letzten Jahren war unser bisheriges Vertidrainiergerät den sehr speziellen hohen Anforderungen unseres Bodens bei der jahrelangen Trockenheit nicht gewachsen. Die Fairways konnten also gar nicht oder nicht im notwendigen Umfang belüftet, gelockert werden.
Mit dem neuen Gerät sollte es problemlos möglich sein, die Fairways regelmäßig und ausreichend zu belüften und zu lockern.
Ein Problem beim Zusammenleben von Golfern und Verti-Drain ist allerdings die Geschwindigkeit: das als Hochgeschwindigkeits-Gerät geltende Modell kann zwar zwischen rund 1500 und 5000 qm pro Stunde bearbeiten, aber das nur bei maximal 3 km/h. Das heißt: so ein Gerät ist ganz schön lange auf einer Bahn unterwegs. Und da unter Corona-Bedingungen der Platz den ganzen Tag mit Spielerinnen und Spielern gefüllt ist, kommt es zu unausweichlichen Begegnungen, denn die Arbeit kann nicht unterbrochen werden. Resultat dieser Begegnungen bislang: meist völlig problemlos! Einige Mitglieder zeigen allerdings leider keinerlei Etikette, Erziehung, Rücksichtnahme. Ein Volltreffer auf der Fahrerscheibe des Traktors plus einige andere Treffer auf dem Gerät sind als unsägliche Folge bisher zu verzeichnen.
Zwei Hinweise dazu: Vereinstrafen für ein solches Verhalten sind möglich!
Und: man kann einen Ball auch aufheben, woanders abschlagen, es muss doch in Coronazeiten ohne Turniere wirklich nicht jede Bahn komplett gespielt werden!
Selbst wenn eine handicapwirksame RPR (früher hieß das EDS-Runde) gespielt wird, kann unter Umständen ohne nachteilige Folgen eine Bahn ausgelassen werden.
Das Greenkeeping-Team schätzt jede Rücksichtnahme sehr!
Fairways und Semiroughs
Neben dem Vertidrainieren wurden auch zahllose Tonnen Sand auf die Fairways aufgebracht. Damit können und sollen die beim Vertidrainieren entstandenen Löcher nicht verfüllt werden, sondern der Sand dient nur der langfristigen Gesundheit der Gräser durch die prozentuale Verringerung des Humus-Anteils.
Die Löcher sollen so lange wie möglich aufbleiben und den Untergrund belüften. Die Löcher werden zwar relativ schnell durch die Gräser an der Oberfläche geschlossen, die bessere Belüftung wirkt aber auch so noch bis zu 4 Monaten nach.
Das Semirough wird dieses Jahr auch vertidrainiert.
Die Unkrautbekämpfung auf Fairways und Semiroughs ist derzeit nur eingeschränkt mechanisch durch Striegeln möglich. Die niedrigen Außentemperaturen lassen den Einsatz des einzigen zugelassenen Mittels zur Unkrautbekämpfung bislang nicht zu.
Grüns
Die Grüns waren nach dem Aerifizieren für einen April in wirklich hervorragendem Zustand. Hart, durchgängig 7 Fuß schnell, ohne Krankheitsbefall.
Die Grüns werden wieder regelmäßig mit Topdressing versehen, das heißt 5 Tonnen Quarzsand werden hauchdünn auf Grüns und Vorgrüns aufgebracht.
Die erste Portion Wetting Agent wurde auch bereits versprüht, um die gleichmäßige Durchfeuchtung des Bodens auf den Grüns sicherzustellen. So werden ‚Localized Dry Zones‘ verhindert, die im Untergrund an einigen Stellen die Wasserverteilung verhindern und das Gras verdorren lassen.
Im langjährigen Bemühen um immer bessere Grüns wurde auch bereits die erste Nachsaat mit zwei bestimmten Agrostis-Sorten durchgeführt. Diese beiden feinblättrigen Grassorten etablieren sich jeweils sehr früh im Jahr und können so die über die Jahre eingewanderte gröbere Poa annua verdrängen.
Das Verdrängen von Poa geht zwar zum Leidwesen aller Greenkeeper seit über 100 Jahren nie vollständig, aber bei uns ist der Poa-Anteil in den letzten Jahren von 80 auf 50% gesunken. Wir sehen das als Erfolg, denn Poa braucht mehr Wasser und ist erheblich krankheitsanfälliger als Agrostis.
Beim Vertidrainieren hatte wir das Thema Rücksichtnahme schon mal – bei den Grüns kommt es hier nochmal.
Unsere Grüns sind so gut, weil sie fast wöchentlich mit dünnen Vollspoons, dünnen Meißeln, gepikst, gelöchert werden. Das passiert GPS-gesteuert. Mit Ausweichen der GPS-gesteuerten Maschine für irgendwas oder irgendwen ist da also nichts! Und es dauert halt auch seine Zeit. Bei Arbeiten wie diesen kann das Greenkeeping keine Rücksicht nehmen, da hat das Team Vorrang. Warten, Ausweichen, Rücksicht nehmen durch die Golferinnen und Golfer ist da also angesagt. Das tun die meisten auch – in vorbildlicher Weise. Aber leider nicht alle!
Bauarbeiten
Wir haben einige der für 2021 geplanten Bauarbeiten erst einmal verschoben und uns im April auf einige wenige Arbeiten konzentriert.
Wesentlich erschien uns die Fortführung der Arbeiten an den Bunkern. Seit einigen Jahren tragen wir schrittweise an allen Grünbunkern die zum Teil 50 cm hohen Sandaufträge ab, die durch Bunkerschläge über 30 Jahre auf die Vorgrüns geschaffen wurden. Auf Loch 18 machten diese Sandaufträge auch immer deutlichere Pflegeprobleme.
Seit einigen Jahren haben wir mit Timo Sand, unserem Stellvertretenden Head Greenkeeper, jemanden im Team, der auch anspruchsvolle Shaping-Arbeiten mit einem Bagger vornehmen kann. Während andere Clubs solche Aufgaben wie hier die Neugestaltung des Bunkerumfeldes extern vergeben müssen, können wir solche großflächigen Arbeiten wie an der 18 selber durchführen.
Weil wir schon dabei waren, wurde auch noch schnell die Drainage des Grünbunkers erneuert.
Der Rollrasen wurde am Schluss der dreitägigen Bauarbeiten verlegt. Wenn die Absperrung um die neu verlegte Fläche nicht wäre, würden jetzt kaum jemand von den durchgeführten Arbeiten etwas merken.
Im gleichen Zeitraum wurden Drainagen auf Loch 11 und 12 saniert.
Drainagerohre gehen über die Jahre einfach mal kaputt, setzen sich mit Sand oder Silt zu oder werden durch eingewanderte Wurzeln verstopft.
Wenn das Freifräsen mit Wasserdruck nicht möglich ist, muss halt neu verlegt werden.
Eichenprozessionsspinner
Noch ist er ja ungefährlich, der Eichenprozessionsspinner. Erst in Verpuppungsstadien kurz vor dem Schlüpfen entwickeln die Raupen des Nachtfalters die gefährlichen Stacheln. Wir haben nach den guten Erfahrungen des Vorjahres auch dieses Jahr bereits den Auftrag erteilt, die Ausbreitung des Eichenprozessionsspinners durch Versprühen eines Biozids zu verringern. Denn die Meisen als natürliche Fressfeinde des Eichenprozessionsspinners alleine werden es nicht schaffen, auch wenn wir zahlreiche Meisenkästen auf dem Platz angebracht haben.
Andere Bekämpfungsmöglichkeiten sind in der öffentlichen Diskussion. Wir werden aufmerksam beobachten, wie wirksam diese sind.
Golf&Natur
Wie Sie ja wissen, bemühen wir uns um die weitere Zertifizierung des Clubs im Rahmen des Golf&Natur-Projektes.
Im Rahmen dieses langfristigen G&N-Projektes arbeiten wir unter anderem mit den Landschaftsökologinnen und -ökologen der Uni Münster zusammen. Im Rahmen dieser Zusammenarbeit soll dieses Jahr eine erste Bachelorarbeit entstehen.
Die Silber-Zertifizierung steht für den Herbst 2021 an.
Text und Fotos: JSt 01.05.2021