Jedes Jahr im Juni! Rough! Überall Rough! Richtig hohes Gras! Eine harte Zeit vor allem für all jene Golfer, die das Geradeausschlagen nicht so richtig draufhaben. Die lieber mit Schmackes auf den Ball hauen, statt gerade zu bleiben, dann mit ihrem verzogenen Schlag abseits des Fairways im hohem Rough landen und über den Platz und die Greenkeeper schimpfen, die endlich mal ihre Arbeit machen und dieses schrecklich hohe Zeug mähen sollten.
Zugegeben: Das Rough in Brückhausen ist jeden Juni besonders hart, dicht, macht Rettungsschläge besonders schwierig. Intelligentes Spiel ist zu dieser Zeit gefragt, kopfloses Ballern gefährlich, weil Bälle im hohen Gras nicht wiedergefunden werden oder nach dem Finden nicht mehr richtig spielbar sind.
Aber Rough gibt es nicht nur in Brückhausen. Rough ist ein wesentlicher Teil fast aller Golfplätze. Rough kann alles Mögliche sein, wie beim Spieltag der 1. Bundesliga in Hamburg-Falkenstein, wo eine fatale Mischung aus Heidekraut und Blaubeeren auf unkluge Spieler wartete. Oder schier undurchdringliche Pflanzenmassen am Rand der Spielbahnen wie in St.Leon-Rot bei der German Boys and Girls Open. Rough wird daher auch immer in die Bewertung der Schwierigkeit eines Platzes, dem sogenannten Rating, mit einbezogen. Faustregel: dickes Rough-> schwerer zu spielen, als Ausgleich dafür bekommt man mehr Vorgabenschläge…
Zudem gilt für das Rough natürlich auch der Hinweis unseres Ehrenmitglieds Prof. Bernhard Laube: “Da muss man ja auch nicht hinspielen!“ Als einer der wenigen Age Shooter in Deutschland (also als jemand, der weniger Schläge für seine Runde braucht als sein Lebensalter) und Stütze der AK 65 der Herren weiß Bernhard Laube, wovon er spricht.
Und wenn man trotz aller Vorsicht und Planung doch mal im Rough liegt? Auch da ist kluges Verhalten sinnvoll. Ein Beispiel von einem anderen Platz mit hohem Rough aus den letzten Tagen bei einem Spieltag der 1. Bundesliga. Der Eisen- Abschlag eines Spielers auf einem Par 4 landete nicht wie gewünscht nach 250 m carry auf dem Grün, sondern im dichten Rough daneben. Wie bitte: 250 m Abschlag mit einem Eisen zum Grün auf einem Par 4? Yep, kein Irrtum. 250 m sind bei deutschen Spitzenspielern nichts Besonderes. Besonders war nur seine Regelfestigkeit. Deswegen sagte er auf dem Abschlag einen provisorischen Ball an (immer SEHR zu empfehlen!) und spielte den locker auf das Grün und lag mit seinem provisorischen Ball und dem damit verbundenen Strafschlag nun bei 3 Schlägen. Seinen ursprünglichen Ball im dichten Rough suchte er dann erst gar nicht, sondern nagelte lieber seinen Putt mit dem provisorischen Ball zur 4 ein. Er hat nach seiner 72er Runde übrigens überhaupt nicht über das hohe Rough, sondern nur über seine schlechten Putts geschimpft.
Eichenprozessionsspinner
Angeblich sollen Eichenprozessionsspinner dieses Jahr kein solch großes Problem werden. Um die Gefährdung durch die Raupen des Falters mit ihren tausenden von giftigen Stacheln auf der Anlage des GCB so gering wie möglich zu halten, wurde, wie in den letzten Jahren auch, dennoch eine Bekämpfung der Raupen mit einem Biozid durchgeführt.
Das Biozid wurde von einem Hubsteiger aus auf die Eichen gesprüht.
Roughschnitt
Die behördliche Vorgabe für den Brückhauser Platz ist es, dass das Rough nur ein- bis zweimal im Jahr gemäht werden darf. Mehr geht nicht.
Die erste Mahd findet in diesen Tagen statt. Das Mähgut wird gesammelt, dann abgefahren und als Viehfutter verwendet.
Mai- und Junikäfer
Die Engerlinge von Mai- und Junikäfer haben in den vergangenen Jahren in einigen Bereichen der Fairways zu massiven Schäden geführt, weil die Engerlinge zur beliebten Nahrungsquelle von Rabenvögeln wurden. Die Rabenvögel haben auf der Suche nach den Engerlingen die Rasenoberfläche zum Teil weiträumig umgedreht. Auf Empfehlung von Fachleuten der Deutschen Rasengesellschaft wurden dieses Jahr erstmals Nematoden zur Bekämpfung der Engerlinge ausgebracht. Es bleibt abzuwarten, wie die Wirkung der Nematoden sein wird. Temperatur des Bodens, Feuchtigkeit – das alles muss stimmen, damit sich die Nematoden wohlfühlen und den Engerlingen nachhaltig zu Leibe rücken.
Biologische Vielfalt
Naturschutz ist gerade in der heutigen Zeit ein allgegenwärtiges und globales Thema, und die starken Rückgänge der Artenvielfalt und vieler Lebensräume in weiten Teilen Mitteleuropas sind in den Medien stetig präsent. Diese Biodiversitätskrise erfordert ein koordiniertes Handeln aller Landnutzer mit dem Ziel des verbesserten Schutzes und der Wiederherstellung artenreicher, multifunktionaler Kulturlandschaften. Golf in Deutschland ist in dieser Hinsicht seiner gesellschaftlichen Verantwortung nachgekommen und hat bereits vielbeachtete Meilensteine entwickelt und erfolgreich umgesetzt.
Bei einem dieser Projekte, GOLF&NATUR, hat der GC Brückhausen intensiv mitgearbeitet und in Rekordzeit die höchste Zertifizierungsstufe Gold erhalten.
Der Deutsche Golf Verband (DGV) hat nun zusammen mit vier universitären Partnern (München, Freiburg, Kiel und Münster) ein weiteres Projekt zur ökologischen Aufwertung von Golfanlagen entwickelt. Das sechsjährige Vorhaben GolfBiodivers wird vom Bundesamt für Naturschutz (BfN) finanziert. Titel des Verbundprojekts: Biodiversitätseffekte einer ökologischen Aufwertung von Golfanlagen – ein Baustein der Nationalen Strategie zur biologischen Vielfalt.
Weit über 100 Clubs hatten sich für die Teilnahme am Projekt beworben – als einer der wenigen Clubs in Deutschland ist der GCB dabei.
Was werden die Inhalte bei allen Clubs sein?
– Aufwertung von Hardroughs durch angepasste Mahd, Anlegung von Blühwiesen, Blühstreifen und Säumen mit Regiosaatgut sowie Aufwertung von Hecken und Gebüschen nach Anleitung der Forschungsinstitute
– Durchführung der vorgeschlagenen Maßnahmen einschließlich deren Erhaltung und Pflegevorgaben für die Vorhabenlaufzeit von mindestens 6 Jahren
Das als Entwurf bereits vorliegende Projekt der Uni Münster geht darüber hinaus, weil der Effekt der Maßnahmen auf mobilere Tiere (z.B. Fledermäuse, Schmetterlinge, Hummeln) mit untersucht werden soll.
Details zum Projekt GolfBiodivers folgen später.
Text und Fotos (wenn nicht anders angegeben): JSt