Glück wird beim Aerifizieren gebraucht. Damit das Wetter passt. Regen ist nämlich Gift für das Aerifizieren von Grüns. Planung ist aber genauso wichtig wie Glück, bzw. die richtige Wettervorhersage. Und der richtige Maschinenpark. Und ein Team, das anpackt. Wenn alles zusammenkommt, können in rund 40 Arbeitsstunden alle Grüns aerifiziert werden.
Was wird beim Aerifizieren gemacht?
Zuerst werden Belüftungslöcher mit einer großen Maschine und großen Hohlspoons aus den Greens herausgestochen.
Wer sich unter Hohlspoons nichts vorstellen kann: vielleicht haben Sie zuhause ein Gerät zum Ausstechen von Apfelkernen. Das ist auch so ein Hohlspoon. Reinstechen, rausziehen, das einzelne entstandene Loch bewundern. Beim Aerifizieren ist das, was rausgezogen wird, kein Apfelkerngehäuse, sondern ein sogenannter Core, ein Pfropfen aus Grashalmen, Rasenfilz, Wurzeln und Boden. Nach dem Aerifizieren mit den Ausstechern des AirCore liegen dann statt eines einzelnen Apfelkerngehäuses zig Tausende von Cores auf dem Grün. Die werden in Brückhausen mit einem speziellen Coresammler aufgenommen und dann abgefahren. Das geht inzwischen recht fix. Früher mussten die Cores wie Hagelkörner mit Schneeschiebern vom Grün geschoben werden.
Sind die Cores weg, kommen 27 Tonnen Quarzsand der etwas gröberen Sortierung auf die Grüns, um die gerade frisch gestochenen Löcher zu verfüllen. Dieser Sand muss eingeschleppt oder eingebürstet werden, bis möglichst alle Löcher wieder zu sind. Das klappt nur mit total trockenem, rieselfähigem Sand. Das Wetter muss also passen.
Früher war solcher Quarzsand übrigens reichlich vorhanden und kurzfristig lieferbar. Heute ist er knapp und teuer und muss wochenlang im Voraus bestellt werden.
Da kommt natürlich gleich die Frage auf: warum kann auf das teure und aufwändige Aerifizieren nicht verzichtet werden?
Kurz gesagt: die Grüns werden durch diese Maßnahme einfach besser, härter, gesünder. Es wird durch das Verfüllen mit Sand ein Bodenaustausch vorgenommen, schädlicher Rasenfilz entfernt, die Belüftung der tieferen Bodenschichten sichergestellt und eine höhere Wasserdurchlässigkeit erreicht.
In Brückhausen werden die Grüns nach dem Aerifizieren gewalzt. Ein Mähen des frisch gesandeten Grüns, finden wir, ist nicht die allerbeste Idee, denn feinst eingestellte Mähwerke an teuren Grünsmähern nehmen den gerade aufgebrachten Sand nachhaltig übel.
Früher haben wir mit einem alten Grünsmäher und entsprechend alten Mähwerken gearbeitet, an denen nicht mehr viel kaputtgehen konnte. Walzen statt Mähen finden wir inzwischen viel besser.
Was kommt dann nach dem Aerifizieren der Grüns?
Sie ahnen es: das Aerifizieren der 36 Tees. Das ganze Programm noch einmal.
Anschließend kommen noch mal schnell mit dem Handstreuer 100 Kilo Dünger auf die Grüns und Tees, um den Gräsern zu helfen, mit der Belastung, dem Stress schneller fertig zu werden, die Löcher schneller zu schließen.
In den Folgewochen nach dem Aerifizieren werden die Grüns noch zweimal mit jeweils rund 15 kg Samen nachgesät und jede Woche mit 14 Tonnen feinem Quarzsand im sogenannten Topdressing überzogen. Gepudert ist eigentlich der passendere Ausdruck. Denn nur 0,1 l Sand wird dabei auf jeden Quadratmeter aufgebracht.
Der pünktlich nach den Maßnahmen einsetzende Regen hat die Gräser mit der Düngerhilfe in den ersten Julitagen fast explodieren lassen, die Löcher sind nach knapp 14 Tagen kaum wahrnehmbar.
Durch geeignete Pflegemaßnahmen muss nun diesem Massewachstum begegnet werden, um die Grüns auch wieder schneller zu bekommen.
Klee und Gräser
Im Kampf gegen Klee ziehen Gräser meist den Kürzeren. Bei einigen namhaften Veranstaltungen der letzten Wochen auf den Top-Plätzen der Republik hatte der Klee so nachhaltig die Oberhand gewonnen, dass Bälle im Semirough im dort vorherrschenden hohen Klee meist nicht mehr zu finden waren und jeder Schlag, der nicht auf dem Fairway landete, einen provisorischen Ball verlangte. Das gab lange Suchereien und schlechte Scores.
So schlimm war es im GCB bei weitem nicht. Das regelmäßige mechanische Striegeln von Fairways und Semirough hielt den Klee lange Zeit einigermaßen im Griff.
Um das Wachstum des Klees aber nachhaltiger zu unterbrechen, haben wir uns schließlich doch entschlossen, den Klee mit einem Pflanzenschutzmittel zu bekämpfen.
Dafür haben wir den Platz jeweils zeitweilig sperren müssen. Um das Mittel wirken zu lassen, musste es auch möglichst lange auf den Pflanzen bleiben. Also war eine längere Mähpause bei Fairways und Semiroughs nötig.
Die beiden Vorher – und Nachher-Bilder sprechen eine deutliche Sprache.
Der Erfolg ist deutlich sichtbar. Wir finden, der Aufwand hat sich gelohnt!
Nur: solche Maßnahmen sind teuer, zudem in der Häufigkeit und auch in der Art der Anwendung beschränkt.
Ein Blick in die Zukunft
Künstliche Intelligenz wird immer wichtiger. Autos machen sich das zunutze, fahren bereits autonom. Maschinen machen das natürlich auch.
Autonome Grünsmäher sind bereits seit einigen Jahren im Einsatz. Nun kommen die Fairwaymäher mit deutlich höheren Ansprüchen an die autonome Steuerung.
Diese Mäher müssen zwar immer noch eine helfende menschliche Hand für die Lösung von Problemen in der Nähe haben, sind aber inzwischen extrem weit entwickelt und weitgehend autark. Nach einer rund einwöchigen Einlernphase sollen sie in der Lage sein, präzise Fairwayschnitte zu liefern.
Ein solches Gerät wie hier im Golfclub Treudelberg kostet rund doppelt so viel wie ein normaler Fairwaymäher. Lohnt sich das? Das wird jeder Club in Zukunft selbst überlegen müssen.
Text und Fotos: JSt