Der Juli war extrem warm. Der heißeste Juli, der je gemessen wurde. Und feucht. Denn anders als in den vier Dürrejahren ab 2018 fiel 2023 diesmal trotz der Hitze Regen ohne Ende – fast 200 Liter pro Quadratmeter auf unserer Anlage! Deshalb ist der Platz in diesem August so grün wie sonst nur im Frühjahr und die Teiche führen immer noch Wasser. Alles sprießt und wächst wie verrückt und muss häufig geschnitten werden.
Das Team um Head Greenkeeper Stefan Markfort schafft es unter diesen Bedingungen auch dieses Jahr, den Platz in einen Top-Zustand zu versetzen. Top-Zustand nicht nur im Vergleich mit anderen Plätzen des Münsterlands. sondern auch mit einigen der renommiertesten Plätze Deutschlands. Plätze mit einem Millionenetat alleine für das Greenkeeping. Plätze, auf denen zwei bis viermal so viele Greenkeeper wie im GCB arbeiten. Und wenn der heimische Platz mit seinen beschränkten Mitteln da mithalten kann…
Bunker
Regen ist ja wirklich in den letzten Wochen heftig gefallen. Solche Regenmassen bedeuten auch immer Gefahr für die Bunker – Bunker können volllaufen, Sand kann ausgewaschen werden.
Bei manchen Regenmengen hilft irgendwann selbst die beste Drainage nicht mehr und die Bunker laufen voll. Entscheidend ist dann, wie schnell das Wasser wieder aus den Bunkern verschwindet. Und hier zahlen sich die Arbeiten (und dauernden Investitionen) der letzten Jahre im GCB aus: die Drainagen der Bunker ziehen, leiten das Wasser schnell ab, weil sie regelmäßig gewartet werden.
Fairways 1
Die Fairways sind durch den Regen in einem hervorragenden Zustand – mit Ausnahme einiger weniger Stellen. Die Schäden an diesen Stellen wurden im letzten Jahr durch Krähen verursacht, die auf der Jagd nach Engerlingen waren.
Die Engerlinge stammten von Mai- und Junikäfern, die in unterschiedlichen Entwicklungsstadien waren und je nach Entwicklungsstadium in unterschiedlichen Tiefen des Bodens lebten. Im letzten Jahr waren die Engerlinge dicht unter der Oberfläche im Bereich der Graswurzeln. Graswurzeln sind in diesem Entwicklungsstadium ihre Hauptnahrung. Als die Engerlinge die Graswurzeln komplett aufgefressen hatten, erinnerten sich die Krähen, dass fette Engerlinge extrem nahrhaft sind. Rasensoden ohne Wurzeln haben keinen Halt mehr und die Krähen hatten leichtes Spiel, die Rasensoden großflächig abzuziehen und dann die darunter liegenden Engerlinge zu fressen. Das ist zwar auch eine Art von biologischer Bekämpfung der Engerlinge, aber nicht ganz die Art, die für eine Golfanlage zielführend ist.
Die passendere biologische Bekämpfung wurde auf Empfehlung der Deutschen Rasengesellschaft in einem ersten Schritt im Frühjahr mit Nematoden durchgeführt. Diese Nematoden greifen ihrerseits die Engerlinge an. Die Wetterbedingungen waren für den Einsatz der Nematoden ideal, der Erfolg deutlich.
Um aber wirklich alle Möglichkeiten der Bekämpfung der Engerlinge auszuschöpfen, wurde dann weiterer sachverständiger Rat geholt. Beate Licht, die Leiterin des DGV-Arbeitskreises integrierter Pflanzenschutz und renommierte Beraterin für Golfanlagen, fand bei ihrem Besuch unserer Anlage im Oberflächenbereich nach dem Einsatz der Nematoden keine Engerlinge mehr vor. Larven in anderen Entwicklungsstadien waren jedoch noch in tieferen Bodenschichten. Ihre Hinweise zur Optimierung der Engerlings-Bekämpfung durch Kombination von biologischem und neu zugelassenem chemischen Mittel werden inzwischen umgesetzt. Wir werden alle Stellen, die durch Krähenschäden nicht in optimalem Zustand sind, im Herbst erneut nachsähen.
Fairways 2
Wie gesagt, die Fairways sind – abgesehen von den Krähenschäden – in einem hervorragenden Zustand, kein Wunder, denn die Fairways werden in Brückhausen seit Jahren regelmäßig nachgesät.
Da aber langfristig kaum davon ausgegangen werden kann, dass immer genügend Wasser zur Bewässerung zur Verfügung stehen wird, muss Vorsorge getroffen werden. Nicht alle Gräser brauchen nämlich die gleiche Menge Wasser für ihr Wohlergehen und nicht alle Gräser eignen sich für den Einsatz auf dem Golfplatz.
In einem ersten Schritt wird daher die verwendete Samenmischung verändert. Die neue Mischung enthält nicht nur Lollium-Gräser, sondern erstmals auch Poa Pratensis-Gräser. Poa pratensis (oder Wiesenrispe) verfügt über eine tiefe Bewurzelung und ist daher sehr resistent gegen Trockenheit. Die Wiesenrispe ist zudem besonders robust, da sie unterirdische Ausläufer (sogenannte Rhizome) hat, die dafür sorgen, dass Divots auf den Fairways nicht so leicht herausgeschlagen werden können, auf jeden Fall aber schneller wieder zuwachsen.
Wasser 1
Der GC Brückhausen hat schon vor einiger Zeit deutliche Einschränkungen beim Wasser erfahren. Die komplette Wasserversorgung für die Anlage, also Clubhaus und Platz, erfolgt durch eigene Brunnen, für deren Betrieb eine Erlaubnis zur Wasserentnahme nötig ist. Diese Erlaubnis wurde vom Kreis Warendorf beim letzten Mal drastisch, nämlich um ein Drittel gekürzt.
Ein Golfplatz muss aber beregnet werden, wenn auch nur ein kleiner Teil der 60 Hektar Gesamtfläche. Um mit den erlaubten Wassermengen auf diesen Flächen auszukommen, sind vielfältige Maßnahmen nötig.
So wird die vorhandene Beregnungsanlage momentan digitalisiert, um noch gezielter bewässern zu können.
Zudem werden die Regnerköpfe, die das Wasser verteilen, nach und nach auf die neueste Generation der wassersparenden Hochleistungsregner umgerüstet. Das bedingt zum Teil aber die Notwendigkeit neuer Positionen der Regner. Deswegen werden nach und nach an einigen Grüns und Abschlägen neue Leitungen verlegt werden müssen. Alles, um Wasser zu sparen und dennoch den Pflanzen genügend Wasser zur Verfügung zu stellen.
Für die 36 Abschläge und 18 Grüns kommt bei der Anschaffung neuer Regner ein satter Investitionsaufwand zusammen – ganz zu schweigen vom Aufwand beim Verlegen neuer Leitungen. Die Verteilung der Anschaffung auf mehrere Jahre ist bei der Enge des Etats zwangsläufig.
Erneuert werden mussten auch die Pumpen. Die Belastung in den vier Dürrejahren war letztlich zu viel, immer wieder fielen die alten Pumpen aus, mussten für viel Geld repariert werden. Erneute Reparaturen wären unwirtschaftlich geworden. Die neuen Pumpen für die Wasserförderung sind bereits da und zum Teil auch eingebaut, nur der Einbau der neuen Schaltanlage, die für einige der neuen Pumpen benötigt wird, lässt auf sich warten. Nicht aus Kostengründen, sondern weil sich noch niemand fand, der diese externen Arbeiten übernehmen will.
Wasser 2
Extrem kurzfristig kündigte sich der Wasser- und Bodenverband Warendorf für Arbeiten auf unserem Golfplatz an. Der Wasser- und Bodenverband unterhält die Gewässer im Kreis Warendorf, mit Maßnahmen, wie beispielsweise der Böschungsmahd. Und bei uns war dann mit zwei Spezialmaschinen die Böschungmahd der Alten Angel dran.
Interessant zu sehen, wie viele Bälle aus einem kleinen Flüsschen auftauchen…
GolfBiodivers
Wer in den letzten Tagen aufmerksam über den Platz ging, konnte weitere Arbeiten des bundesweiten Projekts Golfbiodivers auf unserem Platz feststellen. Im Rahmen einer Bachelor-Arbeit am Institut für Landschaftsökologie der Uni Münster wurden Daten ermittelt.
An verschiedenen Stellen steckten Bambusstäbe im Boden, die Explorationsflächen markierten. Auf diesen Explorationsflächen wurde in diesen Wochen der Ist-Zustand ermittelt, der Bestand an Pflanzen festgestellt. Im Laufe des 6-jährigen Projekts werden dann auf diesen Explorationsflächen mögliche Veränderungen auftreten.
Text und Fotos: JSt 15.08.2023