
Ein Golfplatz ist für die Vereinsmitglieder ihr Ort, Golf zu spielen. Ein Sportplatz also! Nach dem Herbstschnitt des Rough macht es vielen Mitgliedern noch mehr Spaß zu spielen. Weite Teile dieses ‚Sportplatzes‘ haben aber noch eine andere, ökologisch extrem wichtige Funktion als ausgewiesenes Überschwemmungsgebiet der Angel, eines Nebenflusses von Werse und Ems.
Wie wichtig diese Funktion ist, wurde zuletzt erst wieder bei den Hochwassern zum Jahreswechsel 2023/24 deutlich, als über die Hälfte des Golfplatzes unter Wasser stand – mit Wasser, das sonst wenig später zum großen Teil in den Kellern und Häusern von Münster gelandet wäre.
Ökologie spielte aber noch eine andere, sehr bedeutsame Rolle für den Club, der im Südosten von Münster fast vollständig von Naturschutz- und Landschaftsschutzgebieten umgeben ist. Zwei gesetzlich geschützte Bereiche liegen direkt auf dem Gelände des Clubs. Überlegungen um diese Schutzgebiete führten in der Planungs- und Bauphase des Clubs zu sehr deutlichen Einschränkungen – Einschränkungen für den Bau und auch den dauerhaften Betrieb der Anlage (z.B. bei der nur eingeschränkten Pflege des Rough, das nicht mehr als zweimal im Jahr gemäht werden darf).
Ziel der Planungen des Clubs und der Vorgaben des Kreises Warendorf als Genehmigungsbehörde war es, ein früher recht trostloses Überschwemmungsgebiet mit seinen Maisfeldern und Bullenwiesen für den Bau des Golfplatzes genehmigungsfähig zu machen und mit umfangreichen Neuanpflanzungen über die Funktion ‚Überschwemmungsgebiet‘ hinaus ökologisch deutlich aufzuwerten. Diese Aufwertung wurde durch den ‚Landschaftspflegerischen Begleitplan‘ zwingend und detailliert vorgeschrieben und durch die Mitglieder des Clubs dann beim Bau vollständig aus ihren eigenen Mitteln umgesetzt. Anschließend wurde die gesamte Anlage über Jahrzehnte hinweg behutsam und umweltbewusst gepflegt und weiterentwickelt – wiederum ohne jede öffentliche Förderung und nur aus den eigenen Mitteln des Clubs.
Wie erfolgreich diese Arbeit des Clubs war, wurde 2022 deutlich, als innerhalb von nicht einmal zwei Jahren – und damit in Rekordzeit – das Gold-Zertifikat bei GOLF&NATUR, dem Umwelt- und Managementprogramm des Deutschen Golf Verbandes erreicht werden konnte.
Am Ende des beispielhaft schnell durchlaufenen Zertifizierungsprojektes wurde gefragt, ob der GC Brückhausen am damals noch in der Planung befindlichen, ökologisch besonders bedeutenden Projekt GolfBiodivers teilnehmen wolle. Das war für den Vorstand des Clubs keine Frage. Denn die Teilnahme an „GolfBiodivers – das anwendungsbezogene Verbundprojekt für Biodiversitätseffekte einer ökologischen Aufwertung von Golfanlagen – ein Baustein der Nationalen Strategie zur biologischen Vielfalt“ war für den GC Brückhausen eine logische Weiterentwicklung der vorherigen Arbeit.
Die ersten Schritte des Projekts in Brückhausen erfolgten dann recht unscheinbar.
Zuerst waren im Sommer 2023 auf einmal diese kleinen Kästen auf der Anlage des GC Brückhausen da. An mehreren Stellen standen über Wochen Wildbienenhotels, die erste Phase des groß angelegten wissenschaftlichen Projekts GolfBiodivers.
Die Kästen sahen rein funktional aus, einige dieser Kästen bargen zudem in unscheinbaren Gefrierbeuteln unterhalb des eigentlichen Insektenhotels Hightech vom Feinsten und Kleinsten. Hochsensible Geräte in diesen Plastikbeuteln speicherten Geräusche auch weit jenseits der menschlichen Wahrnehmungsfähigkeit und wiesen so z.B. Fledermäuse, Vögel und Insekten nach.
Mit diesen ersten Schritten begann die Feststellung des momentanen Standes, des Vorher bei GolfBiodivers. „Null-Monitoring“ nannte es Prof. Dr. Johannes Kollmann von der TU München, Lehrstuhl für Renaturierungsökologie, der das Projekt federführend koordiniert.
Das vom Bundesamt für Naturschutz finanzierte Projekt GolfBiodivers untersucht die vorhandene biologische Vielfalt auf Golfplätzen und wie diese bereits vorhandene Vielzahl von Arten in einem langjährigen Prozess noch weiter erhöht werden kann. Vier Universitäten (TU München, Kiel, Freiburg, Münster) und der Deutsche Golf Verband arbeiten dabei zusammen. An der Universität Münster ist die von Prof. Dr. Dr. h.c. Norbert Hötzel geleitete AG Biodiversität und Ökosystemforschung am Institut für Landschaftsökologie Teil des auf sechs Jahre angelegten Projekts. Jede Universität konnte im ersten Jahr für dieses Vorher-Nachher-Projekt vier Anlagen auswählen.
Prof. Hötzel und seiner wissenschaftlichen Mitarbeiterin Dr. Frederike Velbert war der Platz des GCB durch vorherige Platzbegehungen und wissenschaftliche Arbeiten von Studierenden der Arbeitsgruppe bereits bekannt. Daher lag es nahe, Brückhausen als eine der vier Anlagen auszuwählen, die von der Uni Münster für die erste Phase des Projekts nominiert werden konnten.
Alle ersten Phasen des Projekts liefen ohne große Beeinträchtigungen des Betriebs auf der Anlage. Die Insektenhotels standen einfach nur irgendwo im Rough, ein Mitarbeiter der Münsteraner Arbeitsgruppe war mehrmals mit einem großen Netz auf dem Platz unterwegs, um Schmetterlinge und andere Insekten zu fangen.
Auch die Bestimmung des vorhandenen Artenreichtums der Pflanzen fiel nicht groß auf. An verschiedenen Stellen wurden durch die Uni Münster Bodenproben entnommen oder Pflanzen gezählt und bestimmt.
Seit Jahren war es ein wesentliches Ziel des Clubs, den biologisch hoch interessanten Bereich von Magerrasen zwischen den Löchern 16 und 17 aufzuwerten. Das erfolgt jetzt in diesem Projekt durch Ansaat weiterer Arten in den vorhandenen Bestand hinein. Darüber hinaus werden in einigen Bereichen Blühstreifen und entlang einiger Buschreihen Streifen höher wachsenden Stauden geplant. Die Festlegung dieser umfangreichen Maßnahmen, nämlich welche Habitate auf dem Platz aufgewertet sollten, erfolgte in völlig problemloser Absprache zwischen Uni und Club an zwei Nachmittagen. All diese Streifen sind inzwischen fertig angelegt.
In anderen Clubs ist die ökologische Aufwertung des Baumbestandes ein weiterer Projektpunkt. Dieser Punkt entfällt für den GCB, denn in Brückhausen erfolgt die Baumpflege schon seit Jahren in exakt der in diesem Projekt vorgesehenen Art und Weise.
Die Vorbereitung und Durchführung der Arbeiten war dann allein Sache des Clubs, des Greenkeeping. Für alle verbleibenden Maßnahmen der ökologischen Aufwertung gab es einen detaillierten Plan, wo das hochwertige regionale Saatgut ausgebracht werden sollte. Das mit der Aussaat hat – allerdings ohne Verschulden des Greenkeeping- leider nicht wie geplant geklappt. Erst war im Herbst 2023 das Saatgut nicht da, dann stand unser Platz monatelang unter Wasser. Als das Wasser endlich weg war und die Vorarbeiten für die Aussaat im Mai bereits erneut getan waren, kam von der Projektseite ein Stopp für die Aussaat – aus Sorge, das teure Saatgut könnte im trockenen Frühjahr nicht angehen.
Die Aussaat erfolgte daher erst jetzt im September 2024 nach den Clubmeisterschaften und der Deutschen Meisterschaft der Mädchen der AK 14 und 16 in breiten Streifen auf einigen südlich der Angel gelegenen Teilen des Platzes.
Die für die Arbeiten benötigten Geräte waren nicht im Maschinenpark des Clubs und mussten ausgeliehen werden.
Kosten
Solche Ausleihen gibt es natürlich nicht zum Nulltarif. Die Kosten dafür werden vom Projekt getragen. Solche entstehenden Kosten etwa für die Anlage und Pflege von Grünstreifen sind bis zu einer Höhe von 5000 € erstattungsfähig. 5000 € – das hört sich viel an, bezieht sich aber auf die finanzielle Förderung über die Gesamtlaufzeit des Projekts von 6 Jahren und beinhaltet vor allem nicht die entstehenden Personalkosten in dieser Zeit.
Machen wir uns also nichts vor – GolfBiodivers kostet den GCB Geld. Die ökologische Weiterentwicklung des Golfplatzes ist es uns aber wert!
Man kann nur fragen: Warum ist die Teilnahme an diesem Mehrmillionen-Projekt für den Club nicht zumindest kostenneutral? Ganz einfach: die Fördermittel landen vorrangig in den Personaletats der teilnehmenden Universitäten und des DGV und nur teilweise bei den teilnehmenden Clubs.
Beeinträchtigungen des Spielbetriebs und Akzeptanz des Projekts bei den Mitgliedern
Das Projekt GolfBiodivers wird von den Mitgliedern positiv aufgenommen, denn es verspricht, den Platz mittel- und langfristig zu verbessern. Viele Aspekte sind den Mitgliedern wichtig, wenn es um ‚ihren‘ Platz geht. Wichtig ist aber auch immer, einen möglichst reibungslosen Spielbetrieb für die Mitglieder sicherzustellen.
Wenn es denn überhaupt zu Störungen des Spielbetriebs bei diesem Projekt in Brückhausen kommen kann, dann sowieso nur auf einer Hälfte des Platzes. Denn um wissenschaftlich valide Aussagen über die Wirksamkeit der getroffenen Maßnahmen machen zu können, muss man vergleichen können. Das Projektdesign sieht daher vor, die gesamte Fläche des Clubs zu teilen: eine Hälfte wird mit verschiedenen Maßnahmen verändert, die andere bleibt so, wie sie seit Jahren bearbeitet wird und dient als Kontrollfläche.
Mit etwas Geschick bei der Platzierung der Aufwertungsflächen kann die Möglichkeit der Störung des Spielbetriebs auf der ‚Ökologie-Hälfte‘ niedrig gehalten werden. Das wurde in Brückhausen durch die intensive Absprache zwischen Uni und Club sichergestellt. Die GolfBiodivers-Flächen wurden so gelegt, dass nur auf einem Loch eine Beeinträchtigung des Spielbetriebs möglich ist.
Diese klar umrissenen Flächen wurden in der ersten Phase der Bodenbearbeitung und Ansaat als Boden in Ausbesserung markiert und nicht zu einer Spielverbotszone oder Spielverbotszone mit Betretungsverbot erklärt.
Ganz was anderes zum Schluss: Herbst- und Winterarbeiten
Die sinkenden Temperaturen, die fallenden Blätter machen deutlich: es ist Herbst und der Winter kommt. Da gilt es, notwendige Arbeiten durchzuführen, sobald oder solange es das Wetter erlaubt.
In eine Trockenperiode hinein wurden am letzten Septembertag blitzschnell und kurzfristig die Grüns mit dünnen Hohlspoons aerifiziert, bevor nachts das nächste Unwetter mit massiven Niederschlägen vom mehr als 40 l/qm kam.
Das Rough wurde direkt Anfang Oktober gemäht – passend für den Oktoberfest-Vierer und das Querfeldein-Turnier.
Diese Mäharbeiten im Rough sind weniger wetterabhängig als das Aerifizieren, denn alle Roughflächen werden nur gemulcht und nicht zur Heugewinnung genutzt. Eine Nutzung der Mahd als Viehfutter ist wegen des Bestandes mit Jakobskreuzkraut sowieso nicht möglich.
Wichtig wird sein, bei kühlem und feuchtem Wetter dem möglichen Befall der Gräser auf den Grüns mit Schneeschimmel entgegen zu wirken. Eine der vorbeugenden Maßnahmen ist es, die Gräser so kräftig wie möglich zu halten. Dafür wird die Schnitthöhe auf den Grüns erhöht, um den Gräsern genügend Blattmasse zu erhalten und so möglichst widerstandsfähig zu machen. Hoffen wir, dass alles mit der Pilz-Prävention klappt und die Gräser möglichst gesund durch den Winter kommen.
Text und Fotos: JSt – 02.10.2024