Head Greenkeeper Stefan Markfort kann sich nur noch wundern: „Wir mähen ohne Ende, dabei ist es Mitte November – und nicht Mai.“ Das Greenkeeping hat momentan alle Hände voll zu tun, denn neben den vielen für November ungewöhnlichen Mäharbeiten ist die Tiefenbelüftung großer Teile des Platzes angesagt: Vertidrainieren.
Die hohe Qualität der Brückhauser Grüns ist ja bekannt. Auch die Besucher der Deutschen Rasengesellschaft im Herbst dieses Jahres waren mehr als angetan von unseren Grüns. Der kritische Blick der Fachleute galt vor allem dem wesentlichen Teil der Grüns, dem Unterbau. Und das Vertidrainieren sorgt dafür, dass dieser Untergrund leistungsfähig bleibt, weiterhin hervorragende Grasqualität produzieren kann und durch die verbesserte Wasserleitfähigkeit auch Krankheiten wie Schneeschimmel eingegrenzt werden.
Im ersten Schritt wurden in den letzten Tagen erst die Grüns gelöchert, dann Abschläge und Vorgrüns.
Was passiert beim Vertidrainieren?
Eigentlich ganz einfach. Vollmeißel stechen tiefe Löcher in die Oberfläche.
Die massiven Stahlmeißel sind 25 cm lang und die machen wirklich tiefe Löcher, wie der Head Greenkeeper mit dem dünnen Ast verdeutlicht.
Diese Löcher verschwinden innerhalb kürzester Zeit unter der Grasnarbe, sorgen aber für nachhaltige Belüftung und Lockerung des Rasenuntergrundes.
Weil wir vor einiger Zeit ein eigenes, hoch leistungsfähiges VertiDrain-Gerät kauften, können wir seitdem je nach Bedarf und Wetterlage die notwendigen Belüftungslöcher schaffen, ohne auf Verfügbarkeit und Mietkosten von Leihgeräten achten zu müssen.
Vertidrainieren und Aerifizieren (also das Herausstanzen kleiner Sodenpfropfen) sind die wesentlichen Belüftungsarbeiten, die bei uns vorgenommen werden.
Manche Golferinnen und (vor allem) Golfer finden solche notwendigen „Wartungsarbeiten“ störend.
„Die Grüns sind so toll, und Ihr macht sie jetzt kaputt!“ – „Könnt Ihr das nicht nächste Woche machen? Da bin ich in Urlaub!“ – „Müsst Ihr das bei dem schönen Wetter machen?“ – das ist so eine Auswahl an Kommentaren. Wobei die Anzahl dieser Kommentare in unserem Club wirklich erfreulich gering ist, auch weil immer wieder über Sinn und Notwendigkeit von Pflegemaßnahmen intensiv informiert wird.
Über den Zeitpunkt von Pflegemaßnahmen wird zum großen Teil zudem weit im Vorfeld informiert, damit sich Golferinnen und Golfer darauf einstellen können. Das klappt nicht immer, denn manchmal kann eine notwendige Maßnahme so kurzfristig möglich oder nötig werden., dass nur noch am Morgen des Tages informiert werden kann.
Beispiele?
Pilzbefall. Da gilt es, so schnell wie möglich einzugreifen, so wie letzte Woche. Oder es gibt im Februar unerwartet einige Tage warmes und trockenes Wetter mit schönstem Sonnenschein. Das Aerifizieren der Grüns ist eigentlich für April geplant. Soll dann diese unverhoffte Möglichkeit einer notwendigen Pflegemaßnahme ungenutzt bleiben? Nein, also wird die Maßnahmen vorgezogen, im Februar aerifiziert, denn dann sind die Grüns im März, April und Mai bereits in einem Top-Zustand und die Beschwerden der enttäuschten Februar-Golfer schnell vergessen.
Pilzbefall
Wenn in Deutschland ein Greenkeeper behauptet, er habe auf seinem Platz nie irgendwelche Pilzprobleme – von dem Menschen würde ich kein Auto kaufen.
Zu wenige Fungizide zur Pilzbekämpfung, zu viele Resistenzen gegen die wenigen zugelassenen Mittel – das muss einfach Pilzprobleme geben. Man kann mit vielen Maßnahmen die Probleme kleiner halten (so wie wir jetzt mit dem Vertidrainieren), aber einen Pilzbefall langfristig ausschalten, das geht nicht, vor allem, weil die wenigen zugelassenen Mittel auch noch enge Grenzen und Möglichkeiten bei der Anwendung haben.
Bei einigen Top-Veranstaltungen in Deutschland gab es dieses Jahr massive Pilzprobleme auf den Grüns – und das nicht im Winter, sondern in der Hochsaison. Diskutiert wurde zum Beispiel bei einem Turnier darüber, ob man auf zwei Grüns wegen des massiven Pilzbefalls überhaupt spielbare Fahnenpositionen finden könne, vielleicht sogar große Bereiche von Grüns zu Boden in Ausbesserung erklären müsse.
Wenn im GCB über Pilzbefall diskutiert wird, dann ist das wirkliche Jammern auf sehr hohem Niveau.
Die Grüns sind in einem Spitzenzustand.
Wir haben momentan nur einen recht überschaubaren Pilzschaden auf Loch 17. Kein Wunder, der benachbarte Wald des Landschaftsschutzgebietes sorgt für nachhaltigen Schatten. Ideale Bedingungen also für den Schneeschimmel, der sich als Ganzjahreskrankheit bei niedrigeren Temperaturen und entsprechender Luftfeuchtigkeit rasant ausbreitet, wenn nichts dagegen getan wird.
Wir haben was dagegen getan. Der Schaden sollte nach den Pflegemaßnahmen auch wirklich überschaubar bleiben.
Players 1st
Fast die Hälfte unserer Mitglieder hat an der Umfrage von Players 1st dieses Jahres teilgenommen. Eine tolle Beteiligung und eine tolle Bewertung. Vielen Dank!
Hier soll nur auf die Ergebnisse der Umfrage von Platz und Übungsanlagen eingegangen werden.
Mitgliederumfrage – Platz
Vielen Dank für die tolle Bewertung des Platzes. Die Superleistung des Greenkeeping wurde von Ihnen wirklich als hervorragend gewürdigt.
Die Einzelbewertungen zum Platz sehen Sie unten.
Zum Teil sind die Werte des GCB sehr deutlich über dem Schnitt der anderen deutschen Plätze. Nur zwei Werte liegen unter dem Durchschnitt. Aber die Einordnung dieser Werte durch das Umfrageinstitut macht klar, dass diese Werte zwar leicht unterdurchschnittlich sind, dort kein aber dringender Handlungsbedarf besteht.
Schauen wir uns diese beiden Punkte dennoch genauer an:
Das Design des Platzes mache es nicht einfach, den Ball zu finden. Und das Rough sei recht schwierig.
Am Design kann nicht mehr viel geändert werden. Das Optimierungskonzept, dass seit 2014 umgesetzt wurde, hat die Möglichkeiten zur Platzverbesserung ausgereizt.
Das Rough wird seit 2022 nach Absprache mit allen Beteiligten im einzig zulässigen Rahmen gepflegt, also zwei Mal im Jahr geschnitten. Mehr geht nicht, denn häufigeres Mähen des Rough ist uns nicht gestattet.
Recht schwieriges Design, Rough – dementsprechend ist der Platz beim Course Rating auch als sehr schwer bewertet und deshalb bekommt man je nach Spielstärke beim Spielen auch die ganzen Handicapschläge vor. Und zudem beweisen die guten Ergebnisse unserer Mitglieder auf anderen Plätzen: auf einem Platz wie in Brückhausen lernt man taktisch gutes Golf.
Mitgliederumfrage -Übungsanlage
Auch hier ein sehr gutes Ergebnis.
Unsere Driving Range ist in den Augen unserer Mitglieder insgesamt wirklich gut, dient auch immer wieder als Anschauungsobjekt für Clubs, die über eine Umgestaltung ihrer eigenen Driving Range nachdenken.
Nur die ‚Matten‘ auf der Driving Range sind nicht so populär.
Die TeeLine wurde 2022 – auch auf Grund der schlechten Umfragewerte in der vorigen Umfrage – außerplanmäßig erneuert. Die Gesamtbewertung der Driving Range ist dadurch deutlich besser geworden.
Einwände gibt es wie in der vorigen Umfrage auch 2022 wegen der fehlenden Rasenabschläge. Immer mehr Clubs in Deutschland müssen feststellen, dass ihre Rasenabschläge dem gesteigerten Übungsbetrieb nicht mehr standhalten oder aber ihre Range für eine Nutzung mit Rasenabschlägen schlicht und einfach zu kurz ist. Eine Rasenfläche braucht mindestens 30 m Tiefe, um nutzbar zu sein. 30 m, die auf vielen Driving Ranges nicht vorhanden sind. Auch bei uns nicht! Wir können keine Rasenabschläge anbieten!
Da kommt dann häufig der Einwand: baut doch einfach höhere Fangzäune. Eine zu kurze Range kann nicht halthaltig mit Netzen oder Fangzäunen gesichert werden. Spieler mit heutiger Athletik, heutigem Gerät schlagen über jeden Fangzaun einer zu kurzen Range. Wer als Referee auf deutschen Spitzenplätzen unterwegs ist, kann davon ein (leidvolles) Lied singen. Vor allem, wenn zu einer Top-Veranstaltung auf der Range von üblicherweise genutzten längenreduzierten Bällen auf Tour-Bälle umgestellt wird, sind Treffer auf Referees nicht ungewöhnlich, da dann Abschläge von über 300 m üblich sind, die durch keinen Zaun aufgehalten werden können.
Verschiedentlich wurde in der Umfrage auch gefragt: Warum TeeLine und keine Matten? Die verwendete TeeLine wurde auf Grund des optimalen Schlaggefühls auch in vielen anderen deutschen Spitzenclubs eingebaut. Übliche Matten können mit unserer TeeLine nicht mithalten, sind viel härter und langfristig auch teurer.
Mit einer durchgehenden TeeLine kann man auch mehr Spieler auf dem verfügbaren Raum üben lassen als mit einzelnen Matten.
Einwände gibt es wie in der vorigen Umfrage auch 2022 wegen des schlechten Haltens normaler Tees in der TeeLine.
Extra lange Tees halten auf dem Kunstrasen nicht. Kürzere Tees funktionieren zwar einigermaßen, besser ist eine andere Lösung.
Aero-Tees funktionieren hervorragend! Und die gibt es (auch einzeln) bei uns im Pro Shop zu kaufen.
Und wenn man diese Kunststoff-Hütchen mit einem Band sichert, fliegen sie auch nicht weg.
Ein weiterer Punkt, der in den Kommentaren genannt wurde: Wir können auf Grund der Lage der Range keine ‚normalen‘ Driving Range Bälle einsetzen, müssen spezielle Bälle nutzen, die längenreduziert sind.
Weil die Bälle längenreduziert sind, macht es auch keinen Sinn, auf der Range Entfernungsangaben zu den Zielgrüns anzugeben. Hilft auf dem Platz bei der Wahl des richtigen Schlägers mit einem normalen Ball das Wissen, wie weit mit einem längenreduzierten Ball geschlagen wird? Kaum!
Für das genaue ‚Ausmetern‘ mit normalen Bällen dient die Pitching Area. Die vielfältigen Möglichkeiten für das Schlagen aus unterschiedlichen Entfernungen erlauben intensives Üben mit den eigenen normalen Bällen, vor allem in Verbindung mit Auslasern oder Abschreiten der Entfernungen zum Ziel.
Weil das Üben des Spiels mit dem eigenen Ball auf ein Ziel so wichtig ist, haben wir am Chipping Green den Bereich, der auf Fairwayhöhe geschnitten ist, deutlich erweitert.
Text und Fotos: JSt
15.11.2022