Der Platz ist momentan einfach ein Traum! Einen solch tollen Platzzustand hatten wir noch nie im März! Da unsere Anlage seit dem 17.03.2020 auf behördliche Anordnung hin gesperrt ist, zum Trost ein paar Bilder und viele Infos!
Der Frühling schlägt mächtig zu und lässt Bäume und Büsche auf dem Platz erblühen und ergrünen.
Die Grüns sind in einem phantastischen Zustand aus dem Winter gekommen, die Fairways schon wieder dicht. Die Schadstellen, die durch die zwei Jahre herrschende Dürre entstanden waren, sind durch zeitlich ideal erfolgte Nachsaaten und Düngungen fast vollständig verschwunden.
Allerdings darf durch die Sperre der Anlage niemand diesen Traumplatz genießen und darauf spielen – es ist wirklich schade, aber unvermeidlich.
Nun aber zur versprochenen Info…
Zwei Ziele stehen für das Greenkeeping im Vordergrund. Zum einen ist das der Schutz des Teams vor einer Infektion mit dem Corona-Virus, und damit verbunden natürlich das zweite Ziel, die Golfplatzpflege auch in dieser Zeit der Seuche sicherzustellen.
Schon lange bevor über behördliches Eingreifen zur Eindämmung der Seuche diskutiert wurde, war klar, dass Maßnahmen zur Gesunderhaltung aller Mitglieder des Greenkeeping-Teams nötig sein würden.
Deshalb wurde schon sehr früh soziale Distanz im Team geschaffen, indem das Team nicht wie üblich die Pausen in nur einem Raum verbringt, sondern auf zwei Aufenthaltsräume aufgeteilt wurde. Alle Teambesprechungen wurden zudem in die Maschinenhalle verlegt, wo ein großer Abstand zwischen den Mitgliedern des Teams eingehalten werden kann.
Das hat dazu geführt, dass auch die jahreszeitlich üblichen Infekte (wie Erkältungen) zwar zu Ausfällen führten, aber nicht im Team weiterverbreitet wurden und wir bislang keine Corona-Infektion haben. Hoffen wir, dass es so bleibt!
Keine Kurzarbeit
Einige Golfanlagen in Deutschland, darunter auch einige im Münsterland, haben bereits Kurzarbeit für das Greenkeeping eingeführt. Für uns ist das zum jetzigen Zeitpunkt kein Thema. Wir arbeiten seit einiger Zeit und für die nächsten Wochen aus verschiedenen Gründen sowieso mit reduzierter Personalstärke, so dass für die verbleibenden Mitglieder des Teams mehr als genug Arbeit da ist.
Die dauernden Regenfälle im Januar und Februar führten nicht nur zu einer wetterbedingten Schließung unserer Anlage in diesen Wochen, sondern auch dazu, dass wir eigentlich geplante Arbeiten an der Infrastruktur in dieser Zeit nicht durchführen konnten. Diese Arbeiten sind notwendig und müssen nun oder in den nächsten Wochen neben den für diese Jahreszeit üblichen Pflegemaßnahmen durchgeführt werden.
Pflegemaßnahmen
Die Platzsperre hat für das Greenkeeping Vorteile. Pflegemaßnahmen können unbehelligt vom Spielbetrieb terminiert und durchgeführt werden. Es gibt keine Wartezeiten, in denen Greenkeeper darauf warten, dass eine Bahn wieder frei wird und kein notwendiges Wechseln auf eine freie Bahn.
Aber natürlich wollen die Greenkeeper eigentlich, dass Mitglieder und Gäste das tolle Ergebnis ihrer Arbeit genießen und wertschätzen können, der Platz also möglichst bald wieder geöffnet wird. Wann immer das sein wird…
Was ist bisher alles gemacht worden?
Grüns
Was muss sich das Greenkeeping sonst häufig anhören? „Kaum sind die Grüns toll, macht ihr sie wieder kaputt!“
Weil sich momentan aber kein Golfer über das „Kaputtmachen“ der Grüns beschweren kann, wurde etwas zeitaufwändig Neues gemacht.
Die Grüns, die wirklich in einem sagenhaften Zustand aus dem Winter gekommen sind, wurden tatsächlich „kaputtgemacht“ – und zwar richtig lange! Die Grüns wurden aerifiziert, also mit Hohlspoons gelocht, dann wurden die Löcher offen gelassen und erst einige Tage später die entstandenen Löcher teilweise mit Sand gefüllt. Der jetzt noch fehlende Sand wird dann noch weiter zeitversetzt in der ersten April-Woche aufgebracht und eingebürstet, um die Löcher komplett zu beseitigen.
Diese zeitlich gestreckte Maßnahme soll eine noch bessere Belüftung der Wurzeln und damit einen noch besseren Zustand der Grüns in der Saison als Folge haben. So etwas geht natürlich nur, wenn keine ungeduldigen Golfer mit den Hufen scharren…
Ach – und dann noch dies:in Brückhausen wird ja traditionell immer auf Sommergrüns gespielt. Naja, nicht ganz immer – wenn die Grüns gefroren sind, wird dann doch mal auf Wintergrüns ausgewichen.
Kurz vor Umstellung auf die Sommerzeit war dann auch das Ende der Wintergrüns gekommen. Alle Locheinsätze der Wintergrüns wurden ausgebaut. Jetzt ist also offiziell Sommer angesagt! (Und das ändert sich auch nicht dadurch, dass nach dem Schreiben dieses Artikels das Wetter umschlug und massive Bodenfröste auftraten.)
Fairways
Wie Sie alle wissen, hat der GC Brückhausen keine Fairwayberegnung. Die Dürre der letzten zwei Jahre hat den Fairways in den Sommermonaten ohne die nächtliche Dauerberegnung einer Fairwayberegnung sehr zugesetzt. Mit den Erfahrungen des Jahres 2018 konnten 2019 zwar auch ohne Fairwayberegnung mit unseren Mobilregnern die Schäden noch stärker als 2018 in Grenzen gehalten werden, das war aber nur mit hohem Personaleinsatz, hohem Wassereinsatz und, damit verbunden, hohen Stromkosten und Störungen des Spielbetriebs möglich.
Im Herbst 2019 wurden Fairways und Semirough intensiv nachgesät, um die Schäden der zweijährigen Dürre möglichst vollständig zu beseitigen. Die Düngungen im Herbst 2019 und Frühjahr 2020 wurden von Head Greenkeeper Stefan Markfort ideal terminiert. Resultat: auch die Fairways sind momentan ein Traum! Dazu beigetragen hat sicherlich, dass wenige Divots zu finden sind. Viele Golferinnen und Golfer sind nämlich der Aufforderung gefolgt, überall im Gelände den Ball aufzuteen und so Divots zu vermeiden.
Auf einigen Bahnen sind noch die Drainageschlitze deutlich zu sehen, die durch die Dürre der letzten zwei Jahre immer wieder absackten und wiederholt mit Sand nachverfüllt werden mussten. Es wird noch überlegt, ob und wann Soden auf diese Drainageschlitze verlegt werden können. Wetter und Personallage werden die Entscheidung des Head Greenkeepers bestimmen.
Vertidrainieren der Fairways
Die Dürre der letzten zwei Jahre hat es leider unmöglich gemacht, die Fairways in dem Maße zu belüften, das dem Greenkeeping unerlässlich erscheint. Der trockene und daher knallharte Boden zeigte unserer Vertidrain-Maschine ihre Grenzen beim Meißeln der notwendigen tiefen Löcher zur Belüftung der Fairways.
Nach den langen und ergiebigen Regenfällen im Januar und Februar ist der Boden in den tieferen Schichten nun ausreichend nass und nachgiebig, um die Fairways vertidrainieren zu können. Das stabile Hochdruckgebiet über Deutschland, die damit verbundene Trockenheit und die starken Winde im März haben allerdings die obersten Bodenschichten bereits wieder sehr stark austrocknen lassen. Sehr viel trockener darf der Boden nicht mehr werden!
Driving Range und viele Fairways wurden bereits vertidrainiert. Hoffen wir, dass sämtliche Fairways belüftet werden können, bevor der Boden zu hart für die Meißel wird. Der für Ende März vorhergesagte leichte Niederschlag wird dabei eventuell helfen.
Aus Kostengründen werden wir dieses Jahr allerdings nur auf ungefähr der Hälfte der Fairways Sand aufbringen, um die entstandenen Löcher zu verfüllen.
In den letzten Jahren wurden immer sämtliche Fairways gesandet. Die zu erwartenden massiven Minderungen der Einnahmen durch die Schließung der Anlage (fehlendes Greenfee, keine Einnahmen der Driving Range) müssen durch vertretbare Einsparungen – auch im Greenkeeping – möglichst kompensiert werden, deshalb die Reduktion der Sandmenge und der damit verbundenen Kosten.
Offen gelassene Vertidrain-Löcher werden übrigens zügig von den Gräsern überwachsen, ein Nachteil der Spielqualität wird nicht mehr feststellbar sein, wenn die Anlage wieder geöffnet werden darf. Für die langfristige Verbesserung des lehmigen Oberbodens wäre eine vollständige Besandung aller Fairways allerdings von Vorteil.
Infrastruktur
Die Wochen der Zwangsruhe auf dem Platz haben es auch mit reduziertem Personalbestand erlaubt, Arbeiten an der Infrastruktur vorzunehmen.Es wurden beispielsweise zusätzliche Sickerlöcher angelegt, um Wasser besser im Boden versickern zu lassen.
Die Beregnungsanlage hat andere Arbeiten nötig gemacht. Abgesackte und beschädigte Beregnungsanschlüsse wurden repariert, wie hier zwischen Bahn 10 und 12.
In den nächsten Tagen werden dann auch Regnerköpfe an den Grüns, die durch das regelmäßige Nachsanden nun zu tief sitzen, wieder hochgesetzt und justiert.
Aufwändiger Fummelkram! Zudem wurde in den letzten beiden Jahren sehr deutlich, dass die Grüns in Zeiten der Dürre unterschiedlich viel Wasser über den Tag verteilt brauchen. Die Beregnungsanlage war aber nicht in der Lage, diese individuelle Wassermenge zu dosieren. Durch den Einbau von Ventilen an jedem Grün ist es nun möglich, ohne großen Aufwand die Beregnung einzelner Grüns von Hand anzusteuern.
All das war neben den normalen Pflegemaßnahmen möglich.
Ausblick
Was ist noch geplant, was scheint möglich?
Geplant ist einiges, die tatsächliche Umsetzung ist in der Zeit des Corona-Virus und anderer Unwägbarkeiten etwas anderes.
Notwendige Bauarbeiten an der Drainage von 9 und 15 und der Bau weiterer Wege waren schon für Januar und Februar geplant, konnten aber dort wetterbedingt nicht durchgeführt werden.
Um die Versorgung weiterer Platzbereiche mit Wasser problemlos zu ermöglichen, ist auch geplant, in der nächsten Zeit das Netz der bestehenden Druckleitungen zu erweitern.
All diese Arbeiten werden – wenn überhaupt – nur in kleinen Abschnitten durchgeführt, die unabhängig von der Personallage auch mit ziemlicher Sicherheit beendet werden können.
Bleiben wir alle möglichst gesund!
Text und Fotos: JSt 28.03.2020