Rund 2 Euro pro Mitglied. 6 Liter pro Quadratmeter. Ein ganzer Anhänger voll. 27 Tonnen Quarzsand.
Diese 27 Tonnen verschwanden recht spurlos an nur einem Tag der letzten Juni-Woche in den Aerifizierungslöchern. Erst verstreut, wie im Foto oben auf dem Grün der Bahn 4 zu sehen ist, dann in die vier Zentimeter tiefen, frisch gestanzten Belüftungslöcher eingebürstet und eingeschleppt.
Zwei dieser Aerifizierungsmaßnahmen werden bei uns im Jahr gemacht. Große Hohlspoons holen dabei jeweils rund 10 % der Grünoberfläche aus dem Boden.
Das Foto zeigt zum einen die Größe der herausgestanzen Cores im Vergleich zu einem Golfball und dann, was von einem einstmals runden Core bleibt, wenn der Sand entfernt wurde: Wurzeln, organische Bestandteile.
Den prozentualen Anteil dieser organischen Bestandteile gering zu halten ist notwendig, um die Grüns gesund und belastbar zu halten. Das schafft man nur mit Sand, viel Sand!
Zusätzlich stehen noch andere Aktionen im Jahr an, bei denen dieser weitere Sand aufgebracht wird.
Die Grüns werden regelmäßig mit deutlich kleineren Vollspoons gepiekst. Dabei stehen zwar Auflockerung des Oberbodens und Belüftung der Graswurzeln im Vordergrund, aber zusätzlich wird jeweils etwas feinerer Sand als beim Verfüllen der großen Hohlspoon-Löcher aufgebracht. Nur solcher Sand mit geringerer Körnung rieselt nämlich in die kleineren Löcher der dünnen Vollspoons.
Dieser feine Sand wird auch beim sogenannten Topdressing eingesetzt, wenn die Grüns mit einem Hauch von feinem Sand überpudert werden, um Unebenheiten der Grüns auszugleichen und damit einen besseren Balllauf zu erreichen. Viel Sand also, verteilt über viele Monate!
Old Tom Morris wäre sehr zufrieden mit dieser Vorgehensweise.
Old Tom ist kein Begriff? Der Tiger Woods der Frühzeit des Golfens? Vielfacher Open-Sieger, dazu noch legendärer Golfplatzarchitekt und Greenkeeper in seiner schottischen Heimat? Dieser Old Tom Morris soll auf seinem Totenbett die folgenden letzten Worte gemurmelt haben: „Sand, mein Junge, mehr Sand!“
Rough
Old Tom Morris kannte von den Plätzen seiner schottischen Heimat Rough in jeder Form. Ginster, Heide, Dünengräser – richtig fieses, dichtes und hartes Rough. Da ist das Brückhauser Gras-Rough vergleichsweise harmlos dagegen, vor allem, weil es geschnitten wird. Zwar nur einmal im Jahr, aber immerhin.
In der letzten Juniwoche, unmittelbar vor dem Aerifizieren war es dann wieder soweit. Roughschnitt!
Dass man auch vor dem Roughschnitt mit extrem hohen Rough sehr vernünftig Golf spielen kann, hat übrigens Franca Siebeneck deutlich bewiesen. Eine 68er Runde, vier Schläge unter Par, damit Handicap 0 – und das mit 16. Glückwunsch! Da geht noch was! Go Franca, go!
Dürre
Die Dürre scheint ein Ende zu haben.
So trocken und trostlos sah der Teich an der Bahn 18 im September 2019 aus:
Und so Ende Juni 2020:
Ob die Regenfälle tatsächtlich die extreme Trockenheit des Oberbodens bis in zwei Meter Tiefe beendet haben? Der Wasserstand in unseren Teichen deutet zumindest darauf hin.
Die Regenfälle Ende Juni und Anfang Juli waren auf jeden Fall ideal für den ganzen Platz, ideal für die Regeneration der Grüns nach dem Aerifizieren und die Beseitigung der letzten kleinen Schäden durch den Bau der Drainagen und ideal vor allem für die Bäume. Und natürlich auch ideal für das Greenkeeping!
Der Platz war zwar auch schon vor den Regenfällen nach fast zweieinhalb Jahren Dürre in einem hervorragenden Zustand, aber das war nur mit viel Fachwissen, gezieltem Einsatz und großem Arbeitsaufwand des Greenkeepings möglich.
Ein einzelnes Dürrejahr ohne Fairwayberegnung ohne schwere Schäden am Platz zu überstehen, ist schon schwer. Kaum ein Greenkeeper hatte je ein Dürrejahr wie 2018 mitgemacht. Ein zweites Dürrejahr in Folge, 2019, hatte mit Sicherheit kein Greenkeeper je vorher erlebt. Und die dritte Dürre von März bis Mai 2020 erforderte noch einmal riesige Anstrengungen unseres Greenkeeping-Teams unter der Leitung unseres Head Greenkeepers Stefan Markfort. Ohne Fairwayberegnung, mit nur einem Mobilregner – solch ein sagenhafter Platzzustand, toll gemacht!
Text und Fotos: Jürgen Stiegler 02.07.2020