Seit einiger Zeit haben wir Lockdown. Die Golfanlagen in NRW sind zu. Und seit einiger Zeit haben wir zur Abwechslung mal wieder Regen. Zwar deutlich weniger als im langjährigen Mittel, aber immerhin Regen. Die drei Dürrejahre in Folge sind also vergessen? Alles wieder in Ordnung?
Nein, denn auch ohne Lockdown wäre der Platz zu. Wegen Matsch.
Optisch scheint zwar alles in bester Ordnung zu sein, denn die Gräser grünen im Matsch heftig vor sich hin. Durch den Lockdown läuft glücklicherweise auch niemand über den Platz und verdichtet den Matschboden so sehr, dass es den Gräsern nicht mehr gut gehen würde.
Wer jetzt über den Platz gehen muss, braucht allerdings wasserdichte Stiefel und hat Zeit zu überlegen, warum solch vergleichsweise geringen Regenmengen so viel Matsch produzieren.
Warum haben wir jetzt den Matsch? Der Matsch ist – so seltsam das klingen mag – die Folge der drei Dürrejahre. Diese Dürrejahre haben den Boden nämlich fast drei Meter tief pulvertrocken werden lassen. Und genau dieser pulvertrockene Unterboden bremst das Wasser auf dem Weg nach unten. Je trockener ein Boden ist, desto niedriger ist dessen sogenannte hydraulische Leitfähigkeit. Ergebnis; Das Wasser wird aufgehalten, vor allen in den weiten Bereichen unseres Platzes mit schluffigem Tonboden. Da bewegt sich das Wasser kaum nach unten. Folge: Matsch oben, kein Wasser unten.
Bis der Unterboden durchfeuchtet ist, die entleerten Wasserspeicher im Unterboden durch Niederschläge aufgefüllt sind – das kann bei unserem Lehmboden noch dauern. So lange werden die meisten unserer Teiche halt auch leer bleiben. Denn Beregnungswasser zum Auffüllen dieser Teiche können wir nicht nutzen – das brauchen wir für die Spielflächen.
Und was ist mit den Bäumen und Sträuchern? Da sind die Folgen der dreijährigen Dürre noch gar nicht abzusehen.
Eine sehr persönliche Erinnerung
Am 19. Dezember 2020 ist unser Ehrenmitglied Frank Kahler gestorben.
Frank hätte der Zustand der Bäume, ihre möglichen Schäden durch die Dürre wahrscheinlich keine Ruhe gelassen. In seiner Amtszeit als Platzwart wurden sie nämlich alle angepflanzt. Frank leitete den Bau des Platzes und aller Gebäude. In den vielen Stapeln der Bauunterlagen ist auf den Anträgen fast überall seine Unterschrift zu finden. Bis 2008 war er als Platzwart der Zauberer, der mit zu geringen Finanzmitteln die steigenden Ansprüche der Mitglieder (und der Vorstandskollegen) befriedigen musste und das auch irgendwie schaffte. Und zwar so, dass der Club immer mehr Mitglieder gewinnen konnte, weil der Platz trotz des viel zu geringen Etats immer in Schuss war.
Bitter muss dabei für Frank gewesen sein, dass er immer wieder eigentlich wohlmeinende Hinweise bekam, woanders sei dieses oder jenes doch viel schöner, besser, grüner. Dann hat er den Kopf nur ein wenig mehr geneigt als sonst und ist gegangen. Kommentiert hat er solche Hinweise nicht, diskutiert mit dem Hinweisgeber auch nicht. Frank wusste als studierter Mann vom Bau genau, was er machte, was in jenen Jahren des Aufbaus, des Anwachsens möglich war.
Drei Jahre, von 2005 bis 2008, waren wir zusammen im Vorstand des Golfclub Brückhausen. Franks Auseinandersetzungen in dieser Zeit mit Horst Eggersmann, dem Vorsitzenden, in den Vorstandssitzungen, wenn da zwei Urgesteine mit sehr eigenen und festen Überzeugungen um die beste Lösung rangen – legendär!
Spielte man mit Frank in jenen Jahren Golf, hatte er das, was ich heute an mir als Platzwarteritis bezeichne. Immer sieht man was, überlegt was, ruft jemanden an. Seine Platzwarteritis führte vielleicht auch dazu, dass er trotz eines einstelligen Handicaps aufhörte, Turniere zu spielen.
Nach seinem Ausscheiden sah Frank immer noch alles – aber ungefragt kam kein Wort über den Platz über seine Lippen. Er wusste, wie schwer die Aufgabe eines Platzwartes ist. Da wollte er nicht auch noch mit ungebetenen Ratschlägen dazwischenfunken. Fragte man ihn aber um Rat, bekam man ihn. Fachmännisch, fundiert.
Unbeschwert durch Vorstandsaufgaben spielte Frank Kahler ab 2008 noch viele Jahre lang, bis es seine Gesundheit nicht mehr erlaubte, morgens seine Runden. Meist alleine. Er gegen seinen Platz.
Frank Kahler war Träger der Goldenen Ehrennadel und Ehrenmitglied des GC Brückhausen. Ehrungen, die er mehr als verdient hatte.
Möge er in Frieden ruhen.
JSt. 05. Januar 2021