Neuland für alle. Kein Greenkeeper, der jetzt noch arbeitet, hat die beiden heißen und trockenen Jahrhundertsommer 1983 und 2003 miterlebt und kann heute von den damals gemachten eigenen Erfahrungen profitieren. Und selbst wenn – zwei aufeinanderfolgende Dürrejahre wie 2018 und 2019 hat sowieso vorher kein Greenkeeper in Deutschland mitgemacht. Deshalb stöhnen alle Greenkeeper und müssen versuchen, mit den teilweise sehr massiven Schäden durch Hitze und Dürre möglichst gut fertig zu werden.
Dürreschäden
Clubs mit Fairwayberegnung und unbeschränktem Zugang zu Wasser (wie viele Clubs in Deutschland sind das aber?) tun sich in solchen Dürrejahren natürlich leichter, beklagen aber dennoch Schäden am Platz.
Massive Probleme haben hingegen alle Plätze ohne eigene Tiefbrunnen oder Zugang zu anderen Wasserquellen, Plätze also, die allein auf die Sammlung und Nutzung des eigenen Oberflächenwassers angewiesen sind.
Auf einigen Plätzen im Münsterland kommt es – abhängig von der Bodenstruktur und der vorhandenen Wassermenge – nicht nur zu umfangreichen Schäden bei den Gräsern, sondern auch schon zu massivem Baumsterben, vor allem von flachwurzelnden Bäumen wie Birken und zum Verlust vieler dort vorhandenen Rhododendren.
Brückhausen und die Dürre
Wie sieht es in Brückhausen aus?
Überraschend gut, so scheint es bislang. Wir haben eigene Tiefbrunnen und eine knappe, aber ausreichende Wasserentnahmegenehmigung. Der Platz ist in den Spielbereichen noch recht grün. Nur wenn man genauer hinschaut, wird deutlich, wie groß die Gefährdung ist und wieviel Arbeit vom Greenkeeping aufgewendet werden muss, um die Schäden gering zu halten.
Welche Schäden die zwei Dürrejahre an unseren Bäumen tatsächlich angerichtet haben, kann immer noch nicht gesagt werden. Die Ulmen sehen nicht gut aus, die Eschen kämpfen mit dem Eschentriebsterben und damit ums Überleben und selbst die tiefwurzelnden Eichen sind vom Kampf mit der Dürre und dem Eichenprozessionsspinner gezeichnet.
Die Teiche, die nicht als Vorratsspeicher für die Beregnung dienen, sind nach zwei Jahren Dürre leer. Nur die Teiche, die aus den Tiefbrunnen des Clubs gespeist werden, sind gefüllt und speichern das Wasser für die Beregnung.
Im Vergleich zum langjährigen Durchschnitt fehlt uns rund ein Viertel der Niederschläge des Jahres. Baum sollte man in solchen Dürrezeiten daher also besser nicht sein, denn selbst der lehmige Boden in Brückhausen speicherte in diesem Sommer kaum Feuchtigkeit, bot den Bäumen bis in fast zwei Meter Tiefe kaum Wasser.

Wie tief der Grundwasserspiegel gefallen ist, kann auf diesem Foto vom Teich der Bahn 17 gesehen werden: der Überlauf rechts vorne im Bild, der bei normalem Wasserstand nur knapp über der Wasseroberfläche zu sehen ist, ist nun nach zwei Jahren Dürre fast zwei Meter über dem Wasserspiegel.

Der Lehmboden schrumpfte immer mehr und riss deshalb an vielen Stellen weiter auf als er das sonst schon in ’normalen‘ Sommern macht.
Allerdings hat das Greenkeeping-Team um Head Greenkeeper Stefan Markfort aus den Erfahrungen des ersten Dürrejahres 2018 gelernt und es 2019 geschafft, den extremen Schrumpfungsprozess des Lehmbodens im Bereich der Drainagen zu verringern. Wie das erreicht wurde? Durch den gezielten Einsatz von Mobilregnern und stationären Regnern. Viele Stunden Arbeitszeit pro Tag gehen auf die Bedienung der mobilen und stationären Regner, die nur in spielrelevanten Bereichen selektiv aufgestellt werden.
Selbst die größten Mopperköppe (Motto: “Warum muss beregnet werden, wenn ich spiele? Das ist eine Unverschämtheit!“) haben inzwischen eingesehen, dass die Spielflächen beregnet werden müssen.

In Bereichen, die nicht spielrelevant sind, die also nicht beregnet wurden und in denen der Schrumpfungsprozess des Lehmbodens nicht gestoppt werden konnte, sind über den Drainagen teilweise so tiefe Risse und Senkungen entstanden, dass noch vor der Clubmeisterschaft die Drainageschlitze erneut mit Sand verfüllt werden mussten, um die Verkehrssicherheit sicherzustellen.
Grüns
Die von vielen (zu Recht) gelobten Brückhauser Grüns erleben den zweiten extremen Dürresommer in guter Form.
Ende Juli wurden Grüns und Abschläge mit Hohlspoons aerifiziert. Nach zwei Tagen war diese Belüftungsaktion vorbei, 27 Tonnen Quarzsand wurden eingeschleppt und eingebürstet, füllten die zuvor gemachten Löcher, um möglichst schnell wieder optimale Bedingungen auf den Grüns zu erhalten.
Die spezielle und intensive Brückhauser Pflegecombo der Grüns aus Belüften, Besanden, Walzen und richtiger Schnitthöhe beim Mähen zahlte sich im gesamten Jahr aus.
Hitze und Trockenheit setzen allerdings einer der beiden vorhandenen Grasorten, der nur flachwurzelnden Poa annua, sehr zu. Die tiefwurzelnden Agrostis-Gräser, die andere Grassorte auf unseren Grüns, die nach unseren Vorstellungen gefördert werden soll, kann mit Hitze und Trockenheit deutlich besser umgehen und setzt sich in solchen Stresszeiten zunehmend besser gegen die Poa durch.
Dieser natürliche Verdrängungswettbewerb wurde vom Greenkeeping unterstützt. Zusätzlich wurde im August erneut Agrostis auf den Grüns nachgesät, um den Anteil der problematischeren Poa-Gräser noch weiter zu senken und die Qualität der Grüns durch einen höheren Anteil an Agrostisgräsern langfristig noch weiter zu steigern.
Wie alle Brückhauser Mitglieder wissen, ist es Ziel des Greenkeepings, möglichst gute und vor allem gesunde Grüns zu haben. Um die Gräser auf den Grüns möglichst widerstandsfähig gegen die drohenden Gefahren des Winters wie den Schneeschimmel zu machen, wird die Schnitthöhe der Grüns in den nächsten Wochen leicht erhöht und als Ausgleich häufiger gewalzt.
Fairways
2018 musste die turnusmäßige sommerliche Belüftung der Fairways ausfallen, weil der knochenharte Boden der Vertidrain-Maschine die Grenzen aufgezeigt hätte. Auch 2019 konnten die Fairways nicht belüftet werden. Deshalb konnten in den beiden letzten Jahren jeweils nur 270 Tonnen Sand auf die Fairways aufgebracht werden, um die Qualität der Fairways langfristig zu erhöhen.
Zur langfristigen Sicherung der Qualität der Fairways werden die Fairways seit einigen Jahren regelmäßig nachgesät. Wir säen in diesen Septembertagen die Fairways bereits zum zweiten Mal in diesem Jahr nach, auch um die Schäden der zwei Dürrejahre möglichst schnell und möglichst komplett zu beseitigen.
Es werden auch Bereiche um die Grüns, die Hitzeschäden davongetragen haben, nachgesät.
Die verwendete Nachsaat-Spezialmischung muss aber in die Erde eingebracht werden, dafür sticht unsere Maschine Löcher in die Erde, legt den Samen dann darin ab und walzt anschließend nach. Die aufgetretenen Löcher sollten bald verschwunden sein.
Wie weit die Nachsaat erfolgreich sein wird, hängt von der Witterung der nächsten Wochen ab. Die verwendete Nachsaat-Mischung ist auf Grund ihrer Zusammensetzung aber besonders hart im Nehmen und sollte relativ schnell und sicher auch unter widrigen Umständen keimen und austreiben.
In einigen wenigen Bereichen des Platzes, die außerhalb der Spielbereiche liegen, aber viel befahren und betreten werden und in denen sich die Bäume mit den Gräsern um das wenige Wasser im Boden streiten, sind die Gräser kurz davor, schlicht und einfach zu verdorren - so an den Abschlägen der Bahn 9 und 13.
Irgendwann wird es aber wieder regnen. Und zwar hoffentlich längere Zeit. Dann werden sich diese vielgenutzten Verkehrsflächen in Matschwüsten verwandeln, wenn dort keine schützende und stützende Grasdeckung mehr vorhanden ist. Ob dort einfaches Nachsäen ausreicht oder im Winter Wege mit wassergebundener Oberfläche gebaut werden müssen, bleibt abzuwarten.
Die große Frage bleibt aber: wann wird sich das Wetter normalisieren? Rechnen wir nicht damit. Die Anzahl und die Häufigkeit extremer Wetterlagen werden zunehmen. Und selbst wenn 2020 ein tolles Greenkeeper-Jahr werden sollte (viel und gut verteilter Regen, warm- aber nicht zu heiß und vor allem wenig Spielbetrieb), die Erzählungen der inzwischen pensionierten Greenkeeper aus dem Jahr 2003 legen die Vermutung nahe, dass es durchaus zwei und mehr Jahre, also bis 2021, dauern kann, bis wirklich alle Schäden eines Hitzesommers behoben sind – und wir hatten zwei extreme Hitzesommer hintereinander.
JSt 09.09.2019