Manfred Hürländer ist super zufrieden. 17 von 19 – das hat er nicht zu hoffen gewagt. 19 neue Nistkästen hat er dieses Jahr dem Golfclub gespendet und dann in den Bäumen des Golfclubs Brückhausen aufgehängt. Bei der Kontrolle und Reinigung der Kästen am Ende des Sommers hat er nun festgestellt, dass 17 der 19 Kästen tatsächlich als Nistkasten genutzt worden waren.
Und noch etwas hat er festgestellt: Kohlmeisen wissen durchaus, was das Leben im Nest angenehm macht! Feinste Angorawolle, farblich abwechslungsreich und kunstvoll drapiert, schmückte und schützte dieses Kohlmeisennest. Welche Strickteile dem Meisenpaar die Angorawolle für das Nest lieferten? Es kann nur vermutet werden….

Noch nicht belegt ist die Kauzröhre, die ein Waldkäuzchenpaar nach Brückhausen locken sollte. Die Chancen auf die sofortige Wiederansiedlung dieses recht seltenen Vogels wurden vom NABU allerdings schon im Vorfeld als nicht allzu hoch eingeschätzt.
Manfred Hürländer hat die Nistkästen als Spende für den Golfclub in Zusammenarbeit mit dem NABU Münsterland ausgesucht. Er sieht die Spende als seinen Beitrag zum Naturschutz im Golfclub.
Die nächsten Spenden anderer Mitglieder sind schon angekündigt. Rotkehlchen, Blau- und Kohlmeisen sollen mit weiteren Nistkästen angelockt werden. Diese Nistkästen sollen dann vorrangig in den Eichen aufgehängt werden, damit die Vögel möglichst die Raupen des Eichenprozessionsspinners in den ersten beiden Stadien der Verpuppung fressen, um den Schädling nachhaltig und umweltschonend zu bekämpfen, lange bevor die Raupen ihre giftigen Stacheln entwickeln.
Pilzsaison

Wenn auf dem Markt am Dom in Münster die Pfifferlinge haufenweise angeboten werden, dann beginnt die Saison für Speisepilze – und die ist aber auch bald wieder vorbei. Die Saison für Schadpilze hat jetzt auch so richtig begonnen, endet aber nicht so bald, sondern dauert bis weit ins kommende Frühjahr.
Schadpilze machen eigentlich sogar das ganze Jahr dem Greenkeeping das Leben schwer, aber jetzt kommt die große Zeit des Schneeschimmels, der seine schädliche Wirkung entfalten kann, solange es nicht zu warm wird.
Schneeschimmel ist ein Pilz, braucht allerdings gar keinen Schnee und ist inzwischen für Golfclubs ein Schädling der übelsten Sorte geworden. Dieser Pilz, eine Art Nassfäule, befällt Gräser, wenn bei niedrigen Temperaturen Tau, Nebel oder Beregnung für langanhaltende Feuchtigkeit im Pflanzenbereich sorgen. Bedingungen mit hoher Feuchtigkeit und Temperaturen zwischen 0 und 10 Grad liebt der Pilz geradezu , dessen Sporen im Boden das ganze Jahr über nur darauf warten, sich bei günstigen Bedingungen explosionsartig zu entwickeln.
Wenn fehlende Luftzirkulation, verdichtete Bodenoberflächen, Stresszustände der Gräser durch zu intensive Pflege, zu hohe Stickstoffgaben im Herbst oder zu geringe Kaliumgaben hinzukommen, bilden sich im Nu aus den Sporen die Pilze aus, die in allen Bereichen des Platzes auftreten. Besonders deutlich sichtbar sind die vom Pilz befallenen Bereiche allerdings auf den Grüns, nämlich als meist hell- bis rostbraune runde Schadstellen.
Pilzerkrankungen kennt man ja auch beim Menschen. Gegen Pilzerkrankungen sollte ja eigentlich ein Fungizid helfen. Das ist beim Menschen so und bei Gräsern nicht anders. Während in der Humanmedizin immer weiter geforscht wird und immer mehr Mittel zugelassen werden, um schädliche Pilze zu bekämpfen, trifft das für Pilzerkrankungen der Gräser nicht zu. Ganz im Gegenteil! 2011 waren noch 8 Mittel für die Bekämpfung des Schneeschimmels auf Golfplätzen zugelassen, 2019 sind es nur noch vier.
Diese vier zugelassenen Mittel haben unterschiedliche Wirkungen – 2 vorbeugend und 2 heilend. Auf Grund der wenigen vorhandenen Mittel ist es kein Wunder, dass die Pilze zunehmend Resistenzen gegen die eingesetzten Mittel entwickeln, so dass der Einsatz des Fungizids bei einem resistenten Pilz eventuell wirkungslos bleibt.
Es ist zudem vorgeschrieben, wie häufig im Jahr diese Mittel maximal angewendet werden dürfen. Und vor allem: die Witterungsbedingungen zum Ausbringen des Mittels müssen auch stimmen. Wenn der Pilz sich innerhalb weniger Stunden in rasender Geschwindigkeit auf dem ganzen Platz entwickelt, alle Gräser befällt, kann es passieren, dass keines der vier zugelassenen Fungizide mehr angewandt werden darf oder witterungsbedingt gar nicht angewendet werden kann, weil der Wind zu stark für das Aufbringen des Fungizids ist. Dann kann auch der beste Greenkeeper nur noch hilflos zusehen, wie der Pilz die sorgsam gepflegten Gräser befällt und zerstört.

Das war zum Beispiel im Januar 2016 der Fall, als in weiten Teilen des Münsterlandes am frühen Morgen auf vielen Anlagen gleichzeitig ideales Schneeschimmelwetter war und der Pilz sich rasend schnell entwickelte. Bevor mit dem Aufbringen eines Fungizids reagiert werden konnte, schlug das Wetter so um, dass bei Dauerregen und starkem Wind tagelang nicht daran zu denken war, irgendein Pflanzenschutzmittel zu versprühen. Das Resultat kann man auf dem Foto eines Grüns deutlich erkennen. Der Pilz konnte sich ungebremst austoben.
Eins sollte aber klar sein: so richtig komplett verhindern kann man Schneeschimmelbefall mit den vorhandenen Pflanzenschutzmitteln in Deutschland prinzipiell eigentlich nicht, denn Poa annua und Agrostis, die beiden hauptsächlich vorhandenen Grassorten auf deutschen Grüns, sind nun einmal besonders anfällig gegen Schneeschimmel.
Neuere Agrostis–Sorten sollen zwar deutlich widerstandsfähiger gegen den Pilzbefall sein, belastungsfähige Langzeitaussagen über die Alltagstauglichkeit dieser Gräser und deren Vitalität sind aber noch rar.
In Brückhausen wurden die Grüns in den letzten Jahren dennoch bereits verstärkt mit solchen neuen, widerstandsfähigeren Gräsern nachgesät.
Vor allem hat das Greenkeeping des GC Brückhausen in den letzten Jahren aber einen anderen Weg eingeschlagen, den Gräsern den Kampf gegen den Schneeschimmel zu erleichtern. Vorbeugung, Pflanzen widerstandsfähig machen heißt das Konzept. Denn die Zeichen der Zeit sind eindeutig. Eventuell wird dem Greenkeeping in naher Zukunft überhaupt kein Pflanzenschutzmittel mehr zur Verfügung stehen, dafür heißt es, Vorsorge zu treffen.
Die Oberfläche der Grüns wird in Brückhausen so trocken wie möglich gehalten durch Aerifizieren, Vertikutieren und Sanden. Durch diese Maßnahmen wird der Rasenfilz, in dem die Sporen des Pilzes bis zum nächsten Einsatz warten, während des ganzen Jahres so dünn wie möglich gehalten, Motto: weniger Filz, weniger Pilzsporen, weniger Schneeschimmel.
Um die Grüns so trocken wie möglich zu halten, wird auch der Tau so komplett und so schnell wie möglich entfernt.
Die Gräser trocknen auch schneller ab, weil die Luftzirkulation auf dem Platz in den letzten Jahren durch die aus anderen Gründen notwendig gewordene Reduzierung des Baumbestandes verbessert wurde. Zudem werden gezielt Bäume, die mit ihrem Schattenwurf die Grüns beeinträchtigen, deutlich in der Höhe gestutzt - so wie der Ahorn hinter Grün 12, der früher im Winter das halbe Grün in den Schatten legte, das Grün durch den Schattenwurf nie abtrocknen ließ und den Schnellschimmel besonders deshalb dort besonders gut gedeihen ließ.
Was wird noch gemacht? Kalium soll die Gräser widerstandfähig machen, härten. Eine ausgewogene Nährstoffversorgung mit Anheben der Kaliumgaben im Herbst ist daher ein weiterer wesentlicher Schritt für die Gesunderhaltung der Grüns.
Der wesentlichste Faktor für die möglichst große Widerstandsfähigkeit der Gräser ist allerdings die Anhebung der Schnitthöhe auf den Grüns. Da die durch das Mähen aufgerissenen Schnittstellen der Gräser Hauptangriffspunkte des Schneeschimmels sind, werden in Brückhausen die Grüns im Herbst und Winter zudem nicht nur höher geschnitten, sondern möglichst wenig bis gar nicht mehr geschnitten und nach Möglichkeit und Notwendigkeit nur noch gewalzt.
Die Schäden durch Schneeschimmel sind in den letzten Jahren in Brückhausen nach 2016 recht gering geblieben – ausschließen kann man sie aber nie. Hoffen kann man nur, dass die Pilzsaison beim Schneeschimmel ein weiteres Jahr überhaupt nicht oder nur sehr begrenzt stattfindet.
Fotos: Hürlander, Blome, Stiegler
JSt 27.09.2019